Zukunftssichere Verpackungen durch nachhaltige Druckfarben
von Ansgar Wessendorf,
Ein Interview mit Christian Claes, Geschäftsführer der Profectus Films GmbH, einem international aufgestellten Hersteller von Folien und Bio-Verpackungen mit Sitz in Horn-Bad Meinberg.
Stellen Sie unseren Lesern die Profectus Films GmbH bitte kurz vor und nennen Sie in diesem Zusammenhang die Alleinstellungsmerkmale und Stärken des Unternehmens.
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Christian Claes: Profectus Films ist ein Hersteller von Kunststofffolien für Anwendungen im Bereich der flexiblen Verpackung. Unsere marktorientierte Ausrichtung bedeutet auch ein permanentes Streben nach Innovation, um der ständig sich ändernden Nachfrage auf den globalen Märkten und den Anforderungen der Kunden gewachsen zu sein. Darüber hinaus hat die nachhaltige Ausrichtung unserer Produktion stets auch potenzielle Auswirkungen auf die Umwelt im Auge. Mit dieser Zielrichtung fokussieren wir uns seit der Firmengründung im Jahr 2016 auf die Entwicklung und Herstellung von Folien, die biobasiert und biologisch abbaubar und/oder vollständig recyclingfähig sind.
Ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal ist unser ganzheitlicher Service von der Produktidee über das Design, die Herstellung bis hin zur sicheren und termingerechten Lieferung unserer Produkte. Mit zusätzlichen Dienstleistungen schaffen wir einen Mehrwert, der uns von unserem Wettbewerb abhebt. Zusammenfassend möchte ich dies so formulieren: Einzigartig, kundenspezifisch und nachhaltig – diese Motive prägen das Leitbild der Profectus Films GmbH.
Wie beurteilen Sie die aktuelle Situation der flexiblen Verpackung hinsichtlich Nachhaltigkeit und Recyclingfähigkeit? Ist Papier in diesem Bereich eine Alternative zu Kunststofffolien?
Christian Claes: Je effizienter der Rohstoffeinsatz, desto besser ist dies für die Umwelt und damit auch für den Klimaschutz, der nach unserer Einschätzung mittlerweile einen hohen gesellschaftlichen Stellenwert genießt. Vor diesem Hintergrund entwickeln und optimieren wir unsere flexiblen Verpackungslösungen und streben nach optimaler Aufbereitung und Verwertung. Bei der Auswahl von Rohstoffen muss frühzeitig geprüft werden, ob sie dem kundenseitig geforderten Leistungsspektrum der herzustellenden Verpackung gerecht werden. In Bezug auf die Nachhaltigkeit sind Ökobilanzen und der sogenannte CO2–Fußabdruck ideale Bewertungsinstrumente.
Welche nachhaltigen Folienprodukte bietet Profectus an?
Christian Claes: Zu unserem Produktportfolio gehören nach DIN EN 13432 kompostierbare flexible Verpackungsfolien mit einem Anteil nachwachsender Rohstoffe von bis zu 60%. Darüber hinaus verfügen wir über Mehrschichtfolien mit optimalen Eigenschaftsprofilen bei gleichzeitig reduzierter Materialstärke zur Einsparung von Rohstoffressourcen.
Welche Maßnahmen in Bezug auf die CO2-Neutralität haben Sie bereits getroffen?
Christian Claes: Nachhaltigkeit als Balance zwischen Ökonomie, Ökologie und Sozialem hat bei Profectus einen hohen Stellenwert. Die Orientierung an wirtschaftlichen Maßstäben wird ergänzt durch das Verantwortungsbewusstsein des Privatunternehmens gegenüber den Mitarbeitern sowie einem verantwortungsvollen Umgang mit Umwelt, Klima und Ressourcen. Bei der Entwicklung nachhaltiger Verpackungslösungen konzentriert sich Profectus auf folgende Hauptaspekte: Reduzierung des Materialeinsatzes, Verwendung nachwachsender Rohstoffe und Recyclingfähigkeit unserer Produkte.
Unser Nachhaltigkeitsmanagement setzte in den letzten Jahren eine Vielzahl von ökologischen Aktivitäten zur Realisierung der Vision CO2-neutraler Produktion um. Zu unseren wesentlichen Maßnahmen gehören der verantwortungsvolle Umgang mit Ressourcen durch kontinuierliche Effizienzsteigerungen im Produktionsprozess, der Einsatz regenerativer Energieträger, die Installation eines modernen Blockheizkraftwerkes, umfangreiche Wärmerückgewinnungsmaßnahmen sowie der kontinuierlich steigende Einsatz nachwachsender und/oder recycelter Rohstoffe für unsere Produkte.
Der Erfolg dieser zielgerichteten Maßnahmen zeigt sich auch in der Zertifizierung unseres Unternehmens durch das Deutsche Institut für Nachhaltigkeit und Ökonomie. Dies bedeutet: Profectus arbeitet klimaneutral!
Im Jahr 2020 initiierte Profectus ein Projekt mit dem führenden Druckfarbenhersteller Jänecke + Schneemann, das in diesem Jahr erfolgreich abgeschlossen wurde. Welche Ziele verfolgten Sie mit diesem gemeinsamen Projekt?
Christian Claes: Das Ziel war die Entwicklung einer wasserbasierten und kompostierfähigen Farbserie mit dem Potential zur Zertifizierung nach DIN EN ISO 13432. Zu den technischen Anforderungen gehörten optimale Farbhaftung bzw. Abriebfestigkeit auf unseren Bio-Folien sowie optimales Ausdruckverhalten bei hohen Bahngeschwindigkeiten.
Wie beeinflussen wasserbasierte Farben und Lacke die Nachhaltigkeit und Recyclingfähigkeit flexibler Verpackungen?
Christian Claes: Der Verzicht auf Lösemittel und Schwermetalle ist ein wesentlicher Beitrag zur Reduktion des unternehmerischen CO2-Fußabdrucks. Beim Einsatz wasserbasierter Farbsysteme entfällt die Notwendigkeit thermischer Abluftreinigung, was die Menge der CO2-Emmissionen sowie den Verbrauch von Primärenergie spürbar verringert. Ein ebenso wichtiger Beitrag zur Nachhaltigkeit und Recyclingfähigkeit von Verpackungen ist die maximale Reduzierung der aufgetragenen Farbschicht.
Welche Farbsysteme setzen Sie hauptsächlich für die Folienbedruckung ein?
Christian Claes: Profectus arbeitet schon seit längerem mit wasserbasierten Farbsystemen. Im Rahmen des oben genannten Projekts mit Jänecke + Schneemann führten wir auf einer Flexodruckmaschine intensive Testläufe durch. Dies führte zur Entwicklung der neuen und sehr leistungsstarken wasserbasierten Farbserie AquaComp, wobei „Comp“ in der Namensgebung auf deren Kompostierfähigkeit hinweist. Was uns an diesem Produkt besonders gefällt ist die Möglichkeit zur individuellen Abstimmung auf unsere spezifischen Belange.
Welche Anforderungen wurden an diese neue Druckfarbe gestellt bzw. welche Kriterien musste sie erfüllen?
Christian Claes: Zu den wichtigsten Anforderungen gehörten gute Eigenschaften in den Bereichen Ausdruckverhalten, Nassfestigkeit sowie zuverlässige Haftung auf unseren kompostierbaren, aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellten Foliensubstraten.
Welche neuen Erkenntnisse haben Sie aus den Ergebnissen der Drucktests gewonnen?
Christian Claes: Uns wurde erneut bewusst, welch große Herausforderung es bedeutet, eine gute Anhaftung wasserbasierter Druckfarben auf kompostierbaren Folien mit natürlichen Ölen zu erreichen. Umso erfreulicher war es, dass Jänecke + Schneemann dieses Problem zu unserer vollsten Zufriedenheit gelöst hat.
Warum haben Sie sich für die wasserbasierte Farbserie AquaComp von Jänecke + Schneemann entschieden? Welchen Mehrwert und Vorteile bietet diese gegenüber vergleichbaren Farbserien anderer Hersteller?
Christian Claes: Überzeugt hat uns die technische Leistungsfähigkeit sowie die Zertifizierung nach DIN EN ISO 13432 bezüglich der Kompostierfähigkeit dieser Farbserie.
Wie sehen Sie die zukünftige Entwicklung Ihres Unternehmens und an welchen Produkten arbeiten Sie aktuell?
Christian Claes: Wir werden das Portfolio unserer nachhaltigen Produktlösungen permanent weiterentwickeln. Unsere Zielsetzung besteht darin, im Bereich der flexiblen Verpackung neue Anwendungsbereiche für zertifiziert kompostierbare Folien auf Basis nachwachsender Rohstoffe zu erschließen. Hierfür befinden sich aktuell viele neue Produkte in der Entwicklungs- bzw. Erprobungsphase.