Print4All bildet die wichtigsten Trends im Verpackungsdruck ab
von Ansgar Wessendorf,
Die neuformierte italienische Messe Print4All (Mailand) versammelte nicht nur die wichtigsten Lieferanten der Branche, sondern lockte auch eine überraschend hohe Zahl an Besuchern an.
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Nach offiziellen Angaben der Fiera Milano waren insgesamt 429 Aussteller auf der Print4All präsent, die als Teil der Innovation Alliance etwa 30.000 Besucher aus insgesamt 87 Ländern anzog. Die größten Trends der Messe waren weitergehende Automatisierungen, ein verbesserter Service, digitale Anwendungen und die Produktion mit lösemittelfreien Systemen. Wir stellen beispielhaft einige Aussteller und ihre Exponate vor.
Bild: Copyright Paolo Valentini 2017
pablo@grigiomedio.net
Eröffnung der 2018 erstmals veranstalteten Print4All, die eine Fusion der bisherigen Messen Grafitalia, Converflex und Inprinting ist. Von links nach rechts: Andreas Züge (Hannover Messe), Aldo Peretti (Acimga), Roberto Levi Acobas (Argi), Giuseppe Sala (Bürgermeister von Mailand), Alessandro Grassi (Amaplast), Riccardo Cavanna (Impack-Ima), Enrico Aureli (Ucima), Fabrizio Curci (Messe Mailand), Giovanni Gorno Tempini (Messe Mailand) und Michele Scannavini (ICE)
Gaben auf der Print4All eine strategische Partnerschaft bekannt: (Von links nach rechts:) David Malki (Laem), Daniele Vaglietti (CEO IMS), Giovanni Cama, (Sales director Paper Goebel IMS), Kerstin Stumpf-Trautmann (Group marketing manager Goebel IMS), Stefano Giacometti (Sales director Goebel IMS) und Valentina Destefani (Sales & Marketing Laem)
(Quelle: Ansgar Wessendorf)
Omet präsentierte die neue Hybridmaschine XJet, ausgestattet mit vier Flexodruckwerken, einem Digitaldruckwerk sowie einer Station für das Kaltfolienprägen
(Quelle: Ansgar Wessendorf)
Die neue Digitaldruckmaschine Gaia von Uteco ist mit einer Einheit zur EB-Härtung ausgestattet
(Quelle: Ansgar Wessendorf)
Die Laminiereinheit CL 850D von Bobst
(Quelle: Ansgar Wessendorf)
Paolo Daffara erklärt das neue Praxair-System zur Gravur von Rasterwalzen
(Quelle: Ansgar Wessendorf)
Bild: The Italian Maker
Die Gewinner der FTA Europe Diamond Awards 2018
(Quelle: FTA Europa)
Die 2018 erstmals veranstaltete Print4All ist eine Fusion der bisherigen Messen Grafitalia, Converflex und Inprinting. Die Zusammenlegung dieser Messen unter einem neuen Dach kann man nur als Erfolg bezeichnen. Der starke Besuch zeigte, dass die Fachleute neben internationalen Messen und Open Houses auf nationaler Ebene eine große Messeplattform benötigen, auf der sie eine entsprechend starke Ausstellerzahl vorfinden. Geschickt war es auch, dass parallel Messen wie die Meat Tech, Intralogistica Italia, Ipack-IMA und Plast stattfanden. Der Blick über den Tellerrand wurde den Besuchern somit leicht gemacht.
Druckmaschinen mit EB-Härtung
Einer der größten Player im Markt, die Uteco Group, zeigte zwei neue Maschinen: Die erstmals auf der Labelexpo 2017 vorgestellte Schmalbahn-Inkjet-Druckmaschine Gaia war in der neuesten Version mit EB-Härtungstechnologie zu sehen. Der Vorteil, dieser von Ebeam Technologies integrierten Trocknungstechnologie: EB-Farben haben keine Fotoinitiatoren, Lösemittel oder Weichmacher. Dadurch ist eine Kontamination durch Migration vom bedruckten Verpackungsmaterial in das jeweilige Füllgut ausgeschlossen. Die zweite Maschine am Stand, die lösemittelfreie Kaschieranlage Rainbow 4.0, ist mit einem effektiven System zur Spannungskontrolle sämtlicher für die Herstellung von Lebensmittelverpackungen geeigneter bahnförmiger Substrate ausgestattet.
Parallel zur Fachmesse Print4All lud Uteco auch zu einer Open-House-Veranstaltung in seinem Produktionswerk 2 sowie im Technologiezentrum ConverDrome ein. Dort gab es eine echte Weltpremiere: Besucher konnten die hybride, mit der Continuous-Inkjet-Technologie (CIJ) Stream von Kodak ausgestattete Verpackungsdruckmaschine Sapphire EVO in der Live-Produktion erleben. Nach Angaben von Uteco ist diese Maschine für die Herstellung von Großserien ausgelegt und soll dem Digitaldruck dadurch den Ausbruch aus der bisherigen Applikationsnische kleiner und mittelgroßer Aufträge ermöglichen. Die Eignung für wasserbasierte Farben ermöglicht nachhaltige Produktionsprozesse. Die ebenfalls vorgestellte neue Tiefdruckmaschine NXS 300, die insbesondere durch verkürzte Rüstzeiten beeindruckte, ist ebenfalls für den Einsatz wasserbasierter Farben geeignet.
Verzicht auf Lösemittel
Auch KBA-Flexotecnica zeigte auf der Print4All eine lösemittelfreie Kaschieranlage. Die Evolam ermöglicht nicht nur den Einsatz lösemittelfreier Klebstoffe, sondern sie wurde speziell auch in Richtung einer hohen Wirtschaftlichkeit für den Anwender konzipiert. Eine neu entwickelte Technologie für den gleichförmigen Auftrag geringer Klebstoffmengen über die gesamte Materialoberfläche und die optimierte Bahnspannungskontrolle ermöglichen einen schnelleren ROI. In einer geplanten weiteren Entwicklungsstufe soll mit der Evolam der gleichzeitige Auftrag verschiedener Klebstoffe oder Lacke möglich sein: traditionell mit lösemittel- oder wasserbasierenden Klebstoffen sowie in naher Zukunft mit neuen Lösungen auf der Basis EB- und UV-härtender Beschichtungen sowie Kaschierungen.
Der Digitaldruck hat bei vielen Anbietern Einzug gehalten. Ein neues Hybriddrucksystem gab es bei Omet zusehen: In Zusammenarbeit mit dem Italienischen Digitaldruckspezialisten Durst wurde die Omet XJet entwickelt. Das System verbindet eine Tau-RSC-Inkjeteinheit von Durst mit der Flexodrucktechnologie der Omet X6. Nach Angaben der Hersteller ergibt sich daraus eine Vielzahl neuer Anwendungsmöglichkeiten.
Ein neues Kammerrakelsystem für den schmalbahnigen UV- und wasserbasierten Flexodruck stellte Tresu vor: FlexiPrint Reservoir SaveInk. Das Unternehmen informierte auch über sein breites Zubehörprogramm für Flexodruckanwendungen. Interessant für die Besucher waren die integrierten Lackierlösungen für den Digitaldruck sowie die Druckmaschinen der Flexo-Innovator-Serie.
Digitalisierung verbessert den Service
Bei Cerutti bekamen die Besucher ein Druckwerk der Tiefdruckmaschine R98X zu sehen, das als Neuheit mit einem leistungsgesteigerten Trocknungssystemen ausgestattet ist. Dem Anwender bringt das Vorteile hinsichtlich Energieverbrauch, Ergonomie und Integrationsfähigkeit in verschiedene Workflowsysteme.
Der Geschäftsbereich des neu in die Unternehmensleitung eingetretenen Luigi Cerutti stand ebenfalls im Fokus. Im Rahmen eines Interviews berichtete er von der Einführung einer digitalen Plattform für umfassenden Kundenservice. Alle Backoffice-Prozesse wurden verbessert und die Versorgung mit Ersatzteilen beschleunigt. Darüber hinaus ermöglicht der Einsatz neuer IoT-Sensoren eine Online-Diagnose durch Cerutti.
Das Serviceangebot für seine Kunden stellte auch Bobst auf dem Print4All-Stand heraus. Die Service-Leistungen umfassen unter anderem die Connected Services für die Fernüberwachung, Fernwartung und schnelle Fehlerbehebung. Wie Uteco veranstaltete auch Bobst ein Open-house parallel zur Print4All. Im Geschäftsbereich Webfed war das Highlight die neue Zentralzylinder-Flexodruckmaschine 20Seven, die im Februar 2018 auf den Markt gebracht wurde. Nach Einschätzung von Bobst ermöglicht diese Maschine ein neues Niveau hinsichtlich Prozessstabilität und Wiederholgenauigkeit sowohl im konventionellen Druckprozess als auch bei Anwendungen mit festem Farbsatz.
Im Schmalbahnbereich waren Inline-UV-Flexodruckmaschinen und digitale Automatisierungskonzepte zu sehen. Im Bereich Beschichtung und Vakuummetallisierung präsentierte Bobst unter anderem den neuen Vakuummetallisierer K5 Vision. Im Geschäftsbereich Sheetfed interessierten sich viele Besucher für die Hochleistungs-Flachbettstanze Mastercut 106 PER 3.0 und für die Hochleistungs-Prägefoliendruckmaschine Masterfoil 106 PR. Inline-Systeme wie Accucheck verbessern die Qualitätskontrolle und damit die Qualität der Produktion insgesamt.
Dass die Digitalisierung nicht nur im Druck Einzug hält, konnten die Besucher am Stand von SEI Laser sehen: Mit dem Lasersystem Packmaster CW kann diese Zukunftstechnologie auch im Bereich der flexiblen Verpackungen eingesetzt werden. Für Druckereien bietet das die Möglichkeit, ganz neue Produkte anzubieten.
Fazit
Die Print4All machte überdeutlich, dass die Effizienz konventioneller Druckverfahren durchaus noch steigerungsfähig ist. Gleichzeitig kommen Druckdienstleister kaum umhin, in Zukunft digitale Druckverfahren in ihre Produktion zu integrieren, was eine Erweiterung des Produktportfolios ermöglicht. Die anhaltende gesellschaftliche Nachhaltigkeitsdebatte lässt den Ruf nach ökologischeren Produktionen nicht verstummen und auch diesen Trend sollten die Betriebe im Bereich des Verpackungsdrucks genau im Visier behalten. [5635]