Flexo+Tief-Druck: Wo geht es hin in der Verpackungsherstellung?

Marktumfrage 2023: Uwe Väth, Managing Director bei DS Smith Packaging für Deutschland und die Schweiz

Marktumfrage: Uwe Väth, Managing Director bei DS Smith Packaging für Deutschland und die Schweiz
Uwe Väth: "Die Fasern unseres wichtigsten Werkstoffs Wellpappe lassen sich mehr als 20-mal recyceln und bleiben damit dem Wertstoffkreislauf lange erhalten."(Photo Credit: Fotostudio T.W. Klein www.tw-klein.com)

Was kann Ihrer Ansicht nach getan werden, das vielfach negative Image sowie die oft unterschätzte Bedeutung von Verpackungen zu korrigieren, um damit eine mehr sachgerechte Beurteilung durch Konsumenten und Staat zu erreichen?

Mit Verpackungen aus Wellpappe bewegen wir uns bereits in einem funktionierenden Kreislaufsystem. In Deutschland liegt die Recyclingquote laut dem Verband der Papierindustrie heute schon bei rund 80 Prozent. Einzelne Papierfasern können so mehr als 20-mal wiederaufbereitet und erneut eingesetzt werden.

Anzeige

Gemeinsam mit der Ellen MacArthur Foundation, eine Stiftung, die sich das Ziel gesetzt hat den Übergang zur Kreislaufwirtschaft zu beschleunigen, haben wir eine möglichst anschauliche Bewertungsmatrix über die Kreislauffähigkeit von Verpackungslösungen entwickelt – die Kreislauf-Design-Messgrößen. Anhand von acht Messgrößen untersuchen wir standardisiert und quantifizierbar unterschiedliche Aspekte einer Verpackungslösung auf ihre Nachhaltigkeit und Kreislauffähigkeit. Unsere geschulten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Entwicklung und Vertrieb können so ihren Ansprechpartnern auf Kundenseite transparent darlegen, wie eine existierende oder neu zu entwickelnde Verpackung abschneidet und in welchen Kategorien die Verpackung noch optimiert werden kann. Auf diese Weise tragen die Messgrößen dazu bei, unsere Kunden beim Erreichen Ihrer Nachhaltigkeitsziele zu unterstützen.

Mit der Festlegung unserer Nachhaltigkeitsziele im Zuge unserer Nachhaltigkeitsstrategie „Jetzt. Und zukünftig“ haben wir uns dazu verpflichtet, bis 2030 fünf Millionen Menschen für die Kreislaufwirtschaft und einen sich wandelnden Lebensstil zu begeistern. Dies geschieht durch Aufklärung und Bildung. Gemeinsam haben wir mit der Ellen MacArthur Foundation Schulmaterialien entwickelt, die den Kindern spielerisch das Thema näherbringt. Dazu engagieren wir uns im lokalen Umfeld rund um unsere Standorte. Unsere jährliche Spende ging im Jahr 2022 erneut an die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald und ihr bundesweites Bildungsangebot „SOKO Wald“. In dieser interaktiven Rallye entdecken Schulkinder der Klassenstufen drei bis sieben mit allen Sinnen die Vielfalt an Waldprodukten in ihrem Alltag und lernen, wie sie ihren Lebensstil hin zu mehr Nachhaltigkeit anpassen können.

Welche konkreten Maßnahmen unternehmen Sie in Ihrem Bereich der Wertschöpfungskette zur Förderung der Nachhaltigkeit von Verpackungen ohne Beeinträchtigung der Funktionsfähigkeit?

In einer Welt mit endlichen Ressourcen kann wirkliche Nachhaltigkeit aus unserer Sicht nur durch die Transformation der aktuell linearen Wirtschaft (Produktion, Nutzung, Entsorgung) hin zu einer Kreislaufwirtschaft erreicht werden. Verpackungen spielen dabei eine große Rolle und DS Smith setzt sich daher selbst ambitionierte Ziele.

Wie zur vorangegangenen Frage schon erwähnt, hat DS Smith in Zusammenarbeit mit der Ellen MacArthur Foundation die Kreislauf-Design-Messgrößen entwickelt. Diese Messgrößen geben den Verantwortlichen eine möglichst anschauliche Bewertungsmatrix über die Kreislauffähigkeit ihrer Verpackungslösungen an die Hand. Zusammen mit den Design-Experten von DS Smith können Unternehmen so existierende Verpackungen bewerten und neu zu entwickelnden Verpackungen noch umweltfreundlicher und kreislauffähiger gestalten.

Den Ausgangspunkt bildet eine Analyse der Lieferkette. Die Messgröße „Optimierte Lieferkette“ wertet aus, wie gut eine Verpackung an ihre individuelle Lieferkette angepasst ist, welche Anforderungen das Produkt an die Verpackung stellt und welche Bedingungen die Lieferwege vorgeben. Daraus ergibt sich die optimal an diese Prozesse angepasste Größe, Form und Materialzusammensetzung.

Mit Blick auf das Material – das bekannteste Nachhaltigkeitsmerkmal bei Verpackungen – werden bei der Messgröße „Recycelbar“ die nicht wiederverwendbaren Bestandteile der Verpackung identifiziert. Die Messgröße „Planet schützen“ gibt an, welche Anteile der Verpackung in der Umwelt nicht natürlich abbaubar sind. Beide Kategorien sind Indikatoren für Optimierungspotentiale und die geschulten Verpackungsexperten von DS Smith können hier nachhaltigere Alternativen entwickeln.

Um den Kreislauf zu schließen, untersuchen die Messgröße „Recyceltes Material“, welcher Anteil der Verpackung selbst recycelt wurde, und „Wiederverwendbar“, wie viel von ihr wiederverwendet werden kann. In der Herstellung entstehende Produktionsabfälle werden in „Materialverwendung“ beleuchtet.

Mit Blick auf das große Ganze bewertet DS Smith in der Messgröße „Erneuerbare Materialquelle“ welcher Anteil der aufgebrachten Energie in der Produktion aus erneuerbaren Quellen stammt. Die Messgröße „CO2-Fußabdruck“ überwacht darüber hinaus ganzheitlich die erzeugten Emissionen.

Wie beurteilen Sie persönlich die Zukunftsfähigkeit der Verpackungsbranche?

Aktuell sehen wir keine konkreten Versorgungsschwierigkeiten auf uns als Unternehmen zukommen. Nach der gleich auf doppelte Weise herausfordernden Phase zu Beginn der Covid-19 Pandemie – außergewöhnlich hohe Nachfrage, bei strengen regulatorischen Auflagen zur Pandemiebekämpfung – befinden wir uns aktuell in einem entspannteren Marktumfeld. Mittel- bis langfristig sehen wir eine Fortsetzung des robusten Wachstumstrends papierbasierter Verpackungen.

Wir sehen eine stetig steigende Nachfrage vor allem an vollständig recycelbaren, kreislauffähigen Verpackungslösungen, da nicht nur unsere Kunden, sondern auch Endverbraucher das Thema Nachhaltigkeit bei Verpackungen immer stärker fordern und nachfragen. Als Unternehmen haben wir hier den besten Ansatzpunkt, um uns im Markt zu differenzieren und unsere Vorteile auszuspielen.

DS Smith hat sich klar in Richtung Kreislaufwirtschaft ausgerichtet. Als Unternehmensgruppe – DS Smith mit den Geschäftsbereichen Packaging, Paper und Recycling – bilden wir zudem den kompletten Lebenszyklus einer Verpackungslösung aus Wellpappe ab. Wir stellen das Papier her, das später zu Verpackungslösungen verarbeitet wird und recyceln nach der Nutzung die Rohstoffe, um sie im Kreislauf zu halten (Stichwort: Closed Loop). Mit unserem Angebot unterstützen wir so unsere Kunden dabei, möglichst nachhaltige und ressourcenschonende Verpackungslösungen zu entwickeln, die exakt an die verschiedenen Anforderungen der Lieferkette angepasst sind.

Die Fasern unseres wichtigsten Werkstoffs Wellpappe lassen sich dabei mehr als 20-mal recyceln und bleiben damit dem Wertstoffkreislauf lange erhalten.

Da wir mit Wellpappe in jeder Phase ihres Lebenszyklus arbeiten, kennen wir die Anforderungen auf Kundenseite auch beim Recycling. Ein wichtiges Thema ist die Vermeidung von Kunststoffen innerhalb der Verpackungslösung. Insbesondere der Endverbraucher favorisiert zunehmend Verpackungen ohne Plastik und aus Monomaterial. Wir rechnen daher mit steigender Nachfrage nach Lösungen für Plastikersatz in den verschiedensten Anwendungsbereichen.

Auch im Vergleich zu anderen Verpackungsmaterialien und Mehrweglösungen, schneiden Verpackungen aus Wellpappe in Bezug auf ihre Kreislauffähigkeit und den ökologischen Abdruck oftmals besser ab.

Uwe Väth ist Managing Director bei DS Smith Packaging und zuständig für Deutschland und die Schweiz. DS Smith ist einer der weltweit führenden Anbieter von Wellpappverpackungen, mit Aktivitäten in den Bereichen Recycling und Papierherstellung. Fokussiert auf die Entwicklung von innovativen und nachhaltigen Display- und Verpackungslösungen, ist DS Smith in mehr als 30 Ländern aktiv und beschäftigt weltweit rund 30.000 Mitarbeiter. Im Bereich Verpackungen für Lebensmittel und Point of Sale Displaylösungen beliefert und berät das Unternehmen zahlreiche Markenhersteller entlang des gesamten Lieferkreislaufes.