Mega-Trends: „Nachhaltigkeit und Recycling“ sowie „Digitalisierung“

Marktumfrage: Dr. Dieter Niederstadt, Asahi Photoproducts

Dieter Niederstadt, Asahi Photoproducts
"Global sehen wir besonders in Asien ein starkes Wachstum für den Flexodruck."

Wie wirken sich die beiden Mega-Trends „Nachhaltigkeit und Recycling“ und „Digitalisierung“ sowie die Corona-Pandemie konkret auf die Geschäftspolitik Ihres Unternehmens aus?

Bei dem Thema Nachhaltigkeit arbeiten viele Unternehmen an Neuentwicklungen mit dem Ansatz, den CO2-Fußabdruck zu reduzieren. Dieser Trend ist vielfältig und lässt auf neue Produktlösungen hoffen. Asahi hat seine AWP-Wasserplatten schon PAS 2050 zertifiziert und strebt nun auch die Klimaneutralität an. Hierbei ist jedoch zu klären, inwieweit der Markt dafür schon bereit ist.

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Der Trend der Digitalisierung ist bei uns schon seit geraumer Zeit im Gange und zeigt sich vor allem darin, wie wir unseren Service zur Verfügung stellen. Schon seit 2020 nutzen wir verstärkt Remote-Support-Lösungen wie SmartGlass oder Smartphones, um mit dem Kunden Geräteinstallationen durchzuführen oder Probleme zu lösen. Ein weiterer Baustein sind Online-Produktschulungen, die entweder über Microsoft-Teams oder aber auch durch eine neu erstellte Online- Videobibliothek unseren Kunden zur Verfügung gestellt werden.

Mit welchen Maßnahmen und innovativen Ideen begegnen Sie diesen einschneidenden Umbrüchen?

Beim Thema Nachhaltigkeit beinhaltet die Klimaneutralität nicht nur das globale Offsetting von CO2-Zertifikaten, sondern vielmehr einen ganzheitlichen Ansatz zur Erstellung eines Carbon-Management-Plans für zukünftige Produktentwicklungen.

Solche Ansätze erfordern Akzeptanz und Zeit. Auch hier haben wir vor mehr als zehn Jahren schon einen Umbruch mit unserer Wasserplatten-Produktlinie eingeläutet. Insbesondere in der aktuellen Corona-Pandemie sehen wir eine Beschleunigung dieser Aktivitäten beim Kunden hinsichtlich der Abkehr von VOC-haltigen Auswaschlösungen. Diesen Umbruch werden wir weiter proaktiv vorantreiben.

Welche neuen Chancen und Möglichkeiten zur Erschließung neuer Geschäftsfelder könnten sich für Sie aus diesen Veränderungsprozessen ergeben?

Global sehen wir besonders in Asien, wo der Tiefdruck noch immer weit verbreitet ist, ein starkes Wachstum für den Flexodruck. Diese nachhaltige Richtungsänderung ist auch getrieben durch den Willen, den Einsatz giftiger Chemikalien wie beispielsweile Chromtrioxid, das bei der Herstellung von Tiefdruckzylindern verwendet wird, zu vermeiden. Daher findet dort ein sehr konsequenter und schneller Systemwechsel zum Flexodruck statt.

Wenn wir es auch noch schaffen, die Vorstufe im Flexodruck weiter zu automatisieren, wie dies schon im Tiefdruck der Fall ist, so steht uns mit dem Flexodruck ein flexibles und nachhaltiges Verfahren zur Verfügung, mit dem sich Groß- und Kleinstauflagen wirtschaftlich effizient kombinieren lassen.

Die Automatisierung der Prozesse ermöglicht besonders in Regionen mit höheren Personalkosten wie beispielsweise in Europa, eine Verkürzung der Lieferketten sowie die nachhaltige Etablierung lokaler Produktion. Da auch im europäischen Verpackungsdruck der Tiefdruck noch eine starke Position hat, sind vor dem Hintergrund der Veränderungen in Asien auch positive Folgeeffekte für den Flexodruck in Europa zu erwarten.

Wie schätzen Sie vor diesem Hintergrund die zukünftige Entwicklung der Verpackungsdruckindustrie ein?

Angesichts der steigenden Weltbevölkerung müssen Lebensmittel ausreichend und nachhaltig zur Verfügung gestellt werden. Verpackungen haben einen großen Anteil daran, Lebensmittel über einen langen Zeitraum zu konservieren und weltweit in gleicher Qualität verfügbar zu machen. Dies ist die große Leistung leichtgewichtiger Verpackungsmaterialien. Wir sollten demnach mehr über die Reduzierung von Lebensmittelabfällen und über effizientere Wege sprechen, Verpackung in den Wertstoffkreislauf zurückzuführen.

Wenn wir es schaffen, Verpackungen auch als neuen Rohstoff zu sehen, gelangen weniger Abfälle in die Ozeane. Dies bedeutet nicht den Verzicht auf Verpackungen, sondern vielmehr die nachhaltige Integration in eine „Circular Economy“. Vor diesem Hintergrund sehe ich die Verpackungsdruckindustrie in einem stabilen Umfeld, solange weniger Lebensmittelabfälle anfallen, als nicht-zurückgeführter Verpackungsmüll entsteht.

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