Was kann Ihrer Ansicht nach getan werden, dass vielfach negative Image sowie die oft unterschätzte Bedeutung von Verpackungen zu korrigieren, um damit eine mehr sachgerechte Beurteilung durch Konsumenten und Staat zu erreichen?
Meiner Ansicht nach könnte man einem Imageproblem einerseits immer ganz klassisch mit einer Imagekampagne bzw. Aufklärungskampagne begegnen. Vielfach nehme ich emotionale Argumentationen und Meinungen rund um das Thema Verpackungen wahr, die aber wenig faktenbasiert sind. Das Thema ist ja auch komplex, da für die Ökobilanz einer Verpackung Daten wie genutzte Ressourcen, entstehendes Mikroplastik und CO2-Ausstoß beim Transport miteinander verglichen und bewertet werden müssten. Eine Art Verpackung ist nicht generell „die Bessere“ für jegliches Produkt und alle Lieferketten.
Die Bedeutung von Verpackung ist vor allem auch Produktschutz, eine Verpackung hat frischhaltende Aufgaben und trägt somit dazu bei, dass Produkte und Ressourcen nicht verschwendet werden. So verhindert die Verpackung, dass Produkte frühzeitig im Abfall landen und die Verschwendung von Lebensmitteln ist eben auch ein großes Problem. Hier bietet sich aus Marketingsicht durchaus ein Ansatz, um das Image der Verpackung an sich zu verbessern.
Sicher nicht der Einzige, gerade flexible Verpackungen sind vergleichsweise leicht und lassen sich aufgrund des geringeren Gewichts energieeffizient transportieren. Sie haben ein hohes Produkt-zu-Verpackungs-Verhältnis und sind dadurch eine materialeffiziente Lösung. Es gibt in der öffentlichen Berichterstattung häufig den Konsens, dass Plastik schlecht sei, aber selten eine emotionsbefreite Gegenüberstellung der Ökobilanz verschiedener Verpackungslösungen (auch Glas und Papier), wenn es z.B. Güter mit längeren Transportwegen betrifft.
Andererseits müssen wir als Industrie die Innovationen in Richtung Nachhaltigkeit pushen, dass es dazu einen Druck aus der Bevölkerung gibt, ist ja durchaus positiv zu bewerten. Verpackungstrends die in Richtung „Reduktion auf das Wesentliche“ gehen, erfreuen mich als Verbraucherin immer sehr und davon sieht man in letzter Zeit einige. Verbote aus der Politik (Einwegstrohhalme, Einwegplastiktüten) sind hier teilweise auch Innovationstreiber. Als Kind der 80er Jahre erinnere ich mich noch an den Berg aus Styropor, der nach einem Essen in einer bekannten Fast-Food-Kette übrigblieb, auch hier ist das schon längst nicht mehr der Fall.
Auch ein Label wie das EU-Ecolabel, welches sich auf zahlreichen Verpackungen befindet, bezieht sich bisher lediglich auf den Inhalt der Produkte. Vielleicht könnte es auch eine Kategorie „Umweltfreundliche Verpackung“ geben, um das Thema positiv anzugehen und ökologische Lösungen im Bereich Verpackung zu würdigen.
Die Branche ist definitiv in Bewegung und auch unser Unternehmen befasst sich mit dem Thema intensiv.
Welche konkreten Maßnahmen unternehmen Sie in Ihrem Bereich der Wertschöpfungskette zur Förderung der Nachhaltigkeit von Verpackungen ohne Beeinträchtigung der Funktionsfähigkeit?
Als Druckmaschinenhersteller setzen wir unseren Fokus vor allem auf die Effizienz der Anlagen selbst: Für die Einsparung von Energie und die Verbesserung der Effizienz der Maschinen haben die Antriebe eine variable Frequenz, außerdem sind alle verbauten Motoren energieeffiziente Elektromotoren der Wirkungsgradklasse IE4 (Super Premium Efficiency) und damit die beste Energieeffizienzklasse. Unsere Maschinen sind geeignet für wasserbasierte Farben und umweltfreundlichere EB Inks Die Maschinen sind geeignet für Mono-Materialien, die im Zusammenhang mit einem Wertschöpfungskreislauf funktionieren. Wir entwickeln Technologien und Prozesse zur Vermeidung von Ausschuss: Durch unser automatisches Register ARUN wird eine Menge Ausschuss bei Maschinenstart vermieden. In dem von Allstein entwickelten Prozess A CHANGE lassen sich beispielsweise nicht verwendete Druckwerke durch die praktischen Schiebetüren bei voller Produktionsgeschwindigkeit rüsten. Der Jobwechsel kann anschließend mit unserem „Change-on-the-fly“-Modus ganz einfach per Knopfdruck bei laufender Maschine passieren, ohne die Maschine anhalten zu müssen, dadurch entsteht fast kein Ausschuss.
Unsere kompakte Maschine Sprint hat einen sehr guten Footprint: Sowohl Druckluftverbrauch, als auch Farb-, Energie- und Lösungsmittelverbrauch sind so optimiert worden, dass sie auf einem extrem niedrigen Level liegen. Unsere Kunden setzen immer häufiger auf das Bedrucken von recycelten oder recyclebaren Mono-Materialien, generell dünneren Folien („downgauging“) und oft mit wasserbasierten Farben, um nachhaltigere Verpackungslösungen herzustellen. Dies funktioniert mit den hochwertigen Maschinen von Allstein sehr gut. Auch erleben wir schon in der Anlagenplanung mit unseren Kunden den Trend zu „weniger ist mehr“: Die Devise ist, so wenig Material wie möglich einzusetzen, ohne auf die Funktionalität einer Verpackung zu verzichten. Hier liegt unser Beitrag dann in der Beratungsleistung, die wir bei Allstein sehr ernst nehmen.
Wir fördern umweltfreundliche Druckmaschinen und Geräte. Weiterhin praktizieren wir einen möglichst umweltfreundlichen, lokalen Einkauf. Wir beziehen all unsere Metallteile von lokalen Herstellern und arbeiten auch sonst mit lokalen Lieferanten aus Deutschland zusammen. Dies garantiert uns einerseits Qualität, ist aber durch die kurzen Lieferwege auch ökologisch absolut sinnvoll.
Wir bemühen uns außerdem selbstverständlich auf Unternehmensebene um Verbesserungen, z.B. um die Einsparung von Energie und anderen Ressourcen, um Wiederverwendung und Recycling und um die Reduzierung sämtlicher Abfälle bei Unternehmensaktivitäten.
Wie beurteilen Sie persönlich die Zukunftsfähigkeit der Verpackungsbranche?
Den größten Anteil an den im Flexodruck bedruckten Verpackungen hat der Sektor „Food and Beverage“ (ich habe mal gelesen über 90% der im Flexodruck bedruckten Verpackungen sind für Lebensmittel) gefolgt von Household, Personal Care, Cosmetics und Pharma. Ich halte all diese Marktsegmente grundsätzlich für recht krisensicher, da sie schlicht notwendig sind. Verpackungen sind in den meisten Fällen unerlässlicher Bestandteil dieser Produkte. Neben dem Schutz bei Herstellung, Lagerung, Transport und Verkauf werden durch Verpackungen oft Hygienebestimmungen erfüllt, und die Haltbarkeit verlängert sich. Auch die Informationen zum Produkt oder zu dessen Handhabung und die Liste der Inhaltsstoffe sind Teil der Verpackung. Wie genau diese Verpackungen dann ausgestaltet sind, aus welchem Material sie bestehen sind und mit welchen Maschinen sie produziert werden, das verändert sich gerade.
Wir befinden uns also an einem vielleicht etwas schmerzhaften, aber auch hochinteressanten Punkt. Die Branche ist im Wandel und das ist spannend, wenn auch nicht einfach für uns und unsere Kunden. Es ist für mich persönlich auch hochinteressant, diese Zeit bei einem Unternehmen wie Allstein mitzuerleben, welches ein Innovationstreiber ist und gerade viel Energie in R&D steckt – da gibt es auf jeden Fall Potential für Innovationen in nächster Zeit.