Flexo+Tief-Druck: Wo geht es hin in der Verpackungsherstellung?

Marktumfrage 2023: Davide Garavaglia, Präsident der European Gravure Association (ERA)

Davide Garavaglia, Präsident der European Gravure Association (ERA)
Davide Garavaglia, Präsident der European Gravure Association (ERA): "Verpackungen sind für die moderne Gesellschaft unverzichtbar."

Was kann Ihrer Ansicht nach getan werden, dass vielfach negative Image sowie die oft unterschätzte Bedeutung von Verpackungen zu korrigieren, um damit eine mehr sachgerechte Beurteilung durch Konsumenten und Staat zu erreichen?

Es gibt zwei Maßnahmen, die meiner Meinung nach wesentlich dazu beitragen könnten. Zum einen sollten die Unternehmen der Branche ihre Kommunikation über die Nachhaltigkeit von Verpackungen verbessern. Es muss den Verbrauchern deutlicher gemacht werden, dass nicht jede Form von Verpackung zwangsläufig im Gegensatz stehen zu den Anforderungen der Nachhaltigkeit. Entscheidend ist hier, dass sie von den Regierungen, Institutionen, Herstellern, Verarbeitern, Markeninhabern und Verbrauchern richtig gehandhabt werden. Verbände wie die ERA können alle Akteure der Wertschöpfungskette dabei unterstützen, als Branche und nicht nur als einzelne Unternehmen effektiver zu kommunizieren. Andererseits sollte die Branche über die gesamte Liefer- und Produktionskette der Verpackungsherstellung hinweg zusammenarbeiten, um die Lösungen für die Nachhaltigkeit von Verpackungen technisch zu verbessern und sie im Markt zu fördern. Auch hier können Verbände wie die ERA eine gute Plattform bieten, um diese Formen der Zusammenarbeit zu fördern und zu ermöglichen.

Anzeige

Was kann Ihrer Ansicht nach getan werden, dass vielfach negative Image sowie die oft unterschätzte Bedeutung von Verpackungen zu korrigieren, um damit eine mehr sachgerechte Beurteilung durch Konsumenten und Staat zu erreichen?

Die ERA hat zahlreiche Initiativen zur Bewertung und weiteren Verbesserung der Nachhaltigkeit des Tiefdruckverfahrens gefördert. So hat der Verband beispielsweise die Bemühungen unterstützt, vom sechswertigen Chromverfahren für die Zylindergravur auf andere, nachhaltigere Techniken umzustellen. Vor kurzem haben wir in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK) eine umfangreiche Studie über die Nachhaltigkeit des Tiefdrucks durchgeführt und veröffentlicht.

Wie beurteilen Sie persönlich die Zukunftsfähigkeit der Verpackungsbranche?

Verpackungen sind für die moderne Gesellschaft unverzichtbar und ein unterstützendes Element unserer Art der Lebensweise. Daher wird ihr Wachstum anhalten, solange die Weltbevölkerung weiter wächst und die Menschen zunehmend in die Städte ziehen. Verpackungen müssen sich jedoch weiterentwickeln, um bei Herstellung und Recycling weniger Energie verbrauchen. Dies auch vor dem Hintergrund, dass Energie in Zukunft möglicherweise noch teurer wird und Verpackungen wettbewerbsfähig bleiben müssen. Viele innovative Verpackungslösungen, die entwickelt werden, um die Nachhaltigkeitsversprechen der großen Markenartikler zu unterstützen, benötigen jedoch möglicherweise mehr Energie für Herstellung und Recycling. Dies muss die Industrie ebenfalls berücksichtigen, bevor sie zur Massenproduktion übergeht. Es ist jedoch durchaus nicht einfach, eine Lösung für diese Problematik zu finden. Doch wenn dies nicht gelingt, so würde dies dazu führen, dass entweder die Verbraucher höhere Preise für nachhaltige Verpackungen bezahlen müssten oder die Herstellung zunehmend in Länder verlagert wird, in denen die Energiepreise noch nicht so stark gestiegen sind, wie dies in Europa leider der Fall ist.