Flexo+Tief-Druck: Wo geht es hin in der Verpackungsherstellung?

Marktumfrage 2023: Alexander Sara, Marketing & Communication Manager Flexible Packaging bei Bobst

Alexander Sara, Marketing & Communication Manager Flexible Packaging bei Bobst
Alexander Sara: "Wir müssen die Verbraucher detailliert, leicht verständlich und wahrheitsgemäß über die neuen Verpackungsanwendungen informieren."

Was kann Ihrer Ansicht nach getan werden, dass vielfach negative Image sowie die oft unterschätzte Bedeutung von Verpackungen zu korrigieren, um damit eine mehr sachgerechte Beurteilung durch Konsumenten und Staat zu erreichen?

Zunächst ist es unsere Aufgabe, die Verbraucher für das zu sensibilisieren, was die Branche bereits getan hat und aktuell unternimmt. Endlich arbeiten alle an der Wertschöpfungskette beteiligten Seiten zusammen und verfolgen das gleiche Ziel: die Entwicklung von Lösungen für eine neue Generation flexibler Verpackungen, die den neuen Richtlinien und Gesetzen hinsichtlich der Nachhaltigkeit von Verpackungen entsprechen. Es gilt, kontinuierlich den Marktanteil von Verpackungen zu verringern, die nicht recycelbar sind und denen wir das negative Image von Verpackungen verdanken. Denken wir hier zum Beispiel an die Bilder „vermüllter“ Landschaften und Strände.

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Dabei darf kein „Greenwashing“ stattfinden. Vielmehr müssen wir die Verbraucher detailliert, leicht verständlich und wahrheitsgemäß über die neuen Verpackungsanwendungen informieren. Wir müssen ihnen vor Augen führen, dass Kunststoffe nicht per se schlecht sind und wir „gute“ Lösungen für flexible Verpackungen benötigen, wenn wir weltweit die Verschwendung von Lebensmitteln verhindern bzw. minimieren wollen. Mit „guten“ Lösungen ist beispielsweise die bereits entwickelte, recycelbare neue Generation von Monomaterialien gemeint.

Eine weitere Aufgabe ist die Aufklärung der Verbraucher, wie sie die verschiedenen Verpackungen entsorgen sollen. Also zum Beispiel, dass biologisch abbaubar oder kompostierbar nicht bedeutet, dass sie diese Verpackungen kurzerhand wegwerfen können – etwa auf Straßen oder in Parks. Denn dann würde die Vermüllung unserer Umwelt noch zunehmen. Diese Aufklärung ist in der Breite erforderlich – angefangen bei Informationen für Haushalte über die Schulen bis hin zu Erklärungen, die auf Verpackungen gedruckt werden.

Hier brauchen wir auch verständlich, klar formulierte Rechtsvorschriften. Zudem sollten wir die Verbraucher beim Recycling mit einheitlichen Symbolen auf den Verpackungen unterstützen. Welche Verpackungen gehören wohin? Die Verbraucher benötigen hier klare, leicht verständliche Hinweise, die auf die in den verschiedenen Ländern / geografischen Regionen vorhandenen Sammel-, Sortier-und Recycling-Systeme abgestimmt sein müssen.

Welche konkreten Maßnahmen unternehmen Sie in Ihrem Bereich der Wertschöpfungskette zur Förderung der Nachhaltigkeit von Verpackungen ohne Beeinträchtigung der Funktionsfähigkeit?

Unsere oneBarrier-Lösungen industrietauglicher, recycelbarer Duplex- und Triplex-Verpackungsmaterialien aus Monomaterialien mit ultrahoher und hoher Barriere-Wirkung sind eine konkrete Antwort auf diese Frage. Wir haben sie gemeinsam mit führenden Industriepartnern als Alternative zu nicht recycelbaren metallisierten Polyesterfolien entwickelt und getestet. Zur Familie dieser nachhaltigen Lösungen von BOBST gehören oneBarrier PrimeCycle und oneBarrier FibreCycle.

Bei oneBarrier PrimeCycle handelt es sich um EVOH- undeckschichtfreie, voll wirksame PE-Barrieren aus transparenten AlOx-basierten oder opaken AluBond-basierten Monomaterialien. Auf der Fachmesse K 2022 haben wir gemeinsam mit unseren Industriepartnern mit der bereits dritten Generation der so genannten Hero Samples unserer oneBarrier PrimeCycle-Lösung Beispiele für nachhaltige Lebensmittelverpackungen gezeigt. Sie stellen eine entscheidende Weiterentwicklung gegenüber der auf der K 2019 vorgestellten ersten Generation dar. Die neuen Verpackungen können mit leistungsstarken Anlagen im industriellen Stil produziert und bedruckt werden. Diese Anlagen stellen in jedem Prozessschritt ihre hohe Qualität und ausgezeichnete Barriere-Leistung sicher.

Auch oneBarrier FibreCycle feierte im vergangenen Jahr auf der K Premiere. Dieses vollständig aus Papier bestehende Monomaterial mit hoher Barriere-Wirkung ist mit funktionalen Schichten beschichtet und kann im Rahmen des bestehenden Papierkreislaufs recycelt werden. Damit stellt auch oneBarrier FibreCycle einen Durchbruch dar.

So gibt es weder bei oneBarrier PrimeCycle noch bei oneBarrier FibreCycle Beeinträchtigungen hinsichtlich der Funktionalität der Verpackungen – also des Schutzes der Qualität und der Lebensdauer der verpackten Lebensmittelprodukte. Beide Verpackungs-Lösungen erhöhen den Gehalt an Monomaterialien und erfüllen damit die stetig strengeren Anforderungen hinsichtlich einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft und der Wiederverwertbarkeit von Verpackungen in den bestehenden Abfallströmen.

Wie beurteilen Sie persönlich die Zukunftsfähigkeit der Verpackungsbranche?

Zweifellos haben wir aktuell auf globaler Ebene Probleme mit den Lieferketten. Darüber hinaus müssen wir mit den steigenden Energiekosten zurechtkommen. Es führt kein Weg daran vorbei, mit diesen Herausforderungen zu leben und sie zu bewältigen. Gleichzeitig kommen wir nicht umhin, neue, nachhaltige Verpackungslösungen zu finden. Das ist keine Option. Wir alle haben uns mit erheblichen Investitionen und moralischen Verpflichtungen auf den Weg dorthin begeben. Wir haben uns Ziele und Fristen gesetzt.

Wir werden diesen Sturm gemeinsam durchstehen, bis sich die globale Lage entspannt – was hoffentlich eher früher als später der Fall sein wird. Weniger klar ist vermutlich, wie lange wir brauchen werden, bis wir unsere Ziele erreicht haben.

Flexible Verpackungen bleiben ein Muss. Und eine nachhaltigere Verpackungsindustrie ist die einzige Option für die Zukunft.