Die Beucke Group ist ein europaweit führender Hersteller flexibler Verpackungen aus Folie und Papier und kann auf eine nunmehr über 260-jährige Geschichte voller Ereignisse und Erfolge zurückblicken. Seit der Gründung im Jahr 1757 wird das Unternehmen in achter Generation familiengeführt.
Welche drei Meilensteine haben nach Ihrer Ansicht die Beucke Group über diesen langen Zeitraum besonders nachhaltig geprägt bzw. verändert? Josephin Beucke: Die Gründung der Druckerei Beucke im Jahr 1757 ist selbstverständlich der wichtigste Meilenstein in unserer langen Unternehmensgeschichte. Damals erlebte die Buchproduktion einen nahezu ungebremsten Aufschwung, der heute nur mit dem Aufkommen junger, innovativer sowie dynamischer Startup-Unternehmen in der Digitalindustrie vergleichbar ist. Firmengründer Borchers Christian Beucke war ein Visionär wie er im Buche steht. Trotz großer Widerstände der Zunft ließ er sich als selbstständiger Buchbinder in Dissen a. T. nieder, und in den ersten Jahren gehörte das Binden von Bibeln zum wichtigsten Tagesgeschäft.
Anzeige
Doch Kreativität und Innovationskraft, das „sich ständig neu erfinden“ und greifbare Chancen konsequent nutzen, ziehen sich wie ein roter Faden durch die 260-jährige Geschichte des Familienbetriebs. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stand das Unternehmen am Scheideweg und es wurden Entscheidung von großer Tragweite getroffen, die bis heute positiv nachwirken. Die damaligen Geschäfte liefen gut, und es gab daher keinen ersichtlichen Grund zur Neuorientierung. Im Gegenteil: Der stetige Anstieg der Abonnentenzahlen des „Iburger Kreisblattes“ zwang zur Anschaffung weiterer Produktionsmaschinen.
Allerdings wurde in dieser Zeit aufgrund der zunehmenden Nachfrage nach Lebensmitteln mit hohem Fettgehalt, wie beispielweise Molkereiprodukte, dringend Rollenpergamente, Butterbrotpapiere und andere Spezialverpackungen benötigt. Beucke & Söhne sah das damit verbundene große Potential und nutzte die Gunst der Stunde zum Einstieg in das vielversprechende Marktsegment der Verpackungsherstellung. Der Erfolg gab dieser Entscheidung recht, denn innerhalb weniger Jahre wuchs die Belegschaft von 15 auf 300 Mitarbeiter. Das war ein durchaus bedeutender Meilenstein in unserer Firmengeschichte, denn bis heute sind wir dem Druck und der Veredlung flexibler Verpackungen treu geblieben und in diesem Segment nach wie vor sehr erfolgreich unterwegs. Über die Jahrzehnte verzeichnete Beucke & Söhne einen bis heute anhaltenden kontinuierlichen Anstieg des Auftragsvolumens bei den Packmitteln. Seit den 1980er-Jahren investieren wir fortlaufend in neueste Produktionstechnologien sowie in die Infrastruktur durch
Modernisierungen und Erweiterungen der Firmengebäude. Durch strategische Übernahmen konnten wir unser Produktportfolio vergrößern, die Druckkapazitäten ausbauen und die Veredlungstiefe erweitern. So sind wir heute in der Lage, recyclingfähige Verpackungen sowohl aus Folie als auch – den aktuellen Kundenbedürfnissen entsprechend – aus Papier zu fertigen.
Kommt Ihnen bei der Bewältigung der zwei großen Herausforderungen unserer Zeit – „Corona-Krise“ und „Klimawandel“ – dieser große Erfahrungsschatz zugute? Beucke: Wir stellen uns diesen Herausforderungen, indem wir im Rahmen der Möglichkeiten unseren Beitrag zur Bewältigung dieser Krisen leisten und daraus die richtigen Lehren und Konsequenzen ziehen. Denn jeder Wandel eröffnet auch neue Chancen, um weiterhin auf Erfolgskurs zu bleiben. Nur so kann man in diesen ungewöhnlichen Zeiten über sich hinauswachsen und die Erfolge fortsetzen. Selbstverständlich schöpfen wir dabei aus unserem reichhaltigen, über zweihundertjährigen Erfahrungsschatz. In der langen Geschichte der Beu-cke Group meisterten wir die unterschiedlichsten Krisen und lösten die damit zusammenhängenden Probleme.
Die Corona-Pandemie hat die Digitalisierung in vielen Bereichen unseres Lebens drastisch beschleunigt und wir mussten unser Kommunikationsverhalten innerhalb kürzester Zeit grundlegend ändern. Darüber hinaus wurden die Reiseaktivitäten nahezu eingestellt und die Gespräche mit unseren Kunden führen wir fast ausschließlich über Telefon oder vermehrt auch über Videoschalte. Eine durchaus sinnvolle und effektive Alternative, die uns auch nach Corona wohl erhalten bleibt.
Allerdings verarmt durch die fortschreitende Digitalisierung das gesellschaftliche und kulturelle Leben ein Stück weit. Persönliche Treffen mit unseren Kunden haben für mich nach wie vor einen hohen Stellenwert. Darüber hinaus regen diese Ausnahmesituationen dazu an, wichtige Themen anzugehen, die vor der Pandemie im Alltagsgeschäft mit geringerer Priorität behandelt wurden.
Flexible Kunststoffverpackungen weisen im Vergleich zu anderen Packmitteln das beste Gewichtsverhältnis zwischen Füllgut und Verpackung auf, bieten maßgeschneiderten Produktschutz und sind ressourcenschonend. Die CO2–Emissionen bei der Herstellung sind marginal und somit auch dessen Einfluss auf das Klima. Dennoch werden flexible Kunststoffverpackungen in der öffentlichen Wahrnehmung sehr kritisch betrachtet. Worauf ist dies nach Ihrer Meinung zu-rückzuführen? Niestrath: Die Gründe für die kritische Bewertung durch die Verbraucher liegen auf der Hand. Medien vermitteln durch emotionale Bilder die Botschaft, dass Kunststoffe grundsätzlich schlecht seien. Keine Frage, die durch derartige Verpackungen verursachten Umweltprobleme, wie zum Beispiel die Verschmutzung der Weltmeere, müssen gelöst werden. Aber es fand in letzter Zeit ein regelrechtes Kunststoffbasching statt, das so nicht zielführend ist. Wir müssen deshalb dieses komplexe Thema ganzheitlich betrachten. Doch wir stellen auch fest, dass in Zeiten von Corona die flexible Kunststoffverpackung aufgrund ihrer Schutzfunktion wieder mehr Wertschätzung erfährt.
Kann der Einsatz von Monomaterialien eine Lösung darstellen, um flexible Kunststoffverpackungen nachhaltiger und recyclingfähiger zu machen? Niestrath: Definitiv ja! Die Verwendung von Monomaterialien ist der richtige Weg zur Herstellung recyclingfähiger Produkte. Die Entwicklung innovativer Verpackungen auf Basis nur eines Kunststoffes oder definierter Papiere mit Barrierelack ist ein wichtiger Schritt zur Wertsteigerung nach dem „End of Life“. Im Gegensatz dazu lassen sich Verpackungen schwer wiederverwerten, die aus einem Verbund unterschiedlicher Materialien, wie beispielsweise Papier und Polyethylen, bestehen. Sie können daher dem Verpackungsrecycling nur schwer zugeführt werden.
Hier gilt es, die Recyclingkreisläufe zu schließen und der Verpackung einen Wert zu geben, um damit Verpackungen auch nach deren „End of Life“ wirtschaftlich verwerten zu können.
Können Sie in diesem Zusammen-hang Ihre 6-R-Strategie für nach-haltigere Verpackungslösungen näher erläutern? Niestrath: Die von uns entwickelte 6-R-Strategie ist ein sehr bewährtes Werkzeug, denn es zeigt dem Kunden unterschiedliche Wege auf, seine Verpackungen möglichst nachhaltig zu gestalten und zu optimieren. Sie ist auch ein effektiver Orientierungsleitfaden zum besseren Verständnis des Prinzips der Nachhaltigkeit. Diese Strategie ist ein praktischer Ausgangspunkt, um Verpackungen ganz neu und ergebnisoffen zu begreifen.
Die Beucke Group verfügt über ein großes Portfolio an nachhaltigen Verpackungskonzepten, zugeschnitten auf einen breit aufgestellten Kundenkreis. Das reicht von der Substitution von Papier/Polyethylen-Verbunden für Backmischungen bis hin zu Papieren mit spezifischen Beschichtungen, die selbst-verständlich alle recycelbar sind. So konnten wir beispielsweise eine nicht wiederverwertbare Mehrschichtverbund-Verpackung für Nüsse und Kekse durch recyclingfähige Verpackungen auf Polypropylen- oder Polyethylen-Basis erfolgreich ersetzen.
Allerdings ist bei der Realisierung neuer Verpackungskonzepte stets auch der Faktor der technischen Umsetzbarkeit und die Wirtschaftlichkeit zu beachten. Das stellt uns täglich vor neue Herausforderungen und nimmt oft die meiste Zeit in Anspruch. Denn nicht jede Produktionsmaschine ist für die Verarbeitung neuer, innovativer Substrate oder Substratkombinationen ausgelegt. Die Beucke Group ist bekannt als renommierter und führender Produzent hochqualitativer flexibler Kunststoffverpackungen für die Lebensmittelindustrie. Andererseits geht der Trend eindeutig hin zu nachhaltigen und recycelfähigen flexiblen Verpackungen aus Papier und Folien.
Ist die flexible Papier-Verpackung mittlerweile ein fester Bestandteil des vielschichtigen Produktportfolios von Beucke? Beucke: Seit der Gründung vor über 260 Jahren ist Papier ein fester Bestandteil des Produktportfolios. Heute wie damals sind wir in der Lage flexible Verpackungen aus Papier oder Kunststoff zu bedrucken. Wir haben das Know-How und den passenden Maschinenpark, um den veränderten Marktanforderungen in kürzester Zeit gerecht zu werden. Deswegen sagen wir in unserem neuen Verpackungskonzept auch ganz klar: Folie? Ja. Papier? Auf jeden Fall!
Wo liegen die Einsatzschwerpunkte von Papierverpackungen? Niestrath: Papierverpackungen werden überwiegend für trockene Lebensmittel eingesetzt. Das sind Produkte wie Backmischungen, Müsliriegel, Schokoladen oder Nudeln, aber auch Tiefkühlprodukte. Außerdem finden sich im Tobacco-Bereich immer mehr Ansatzpunkte für diese Art von Verpackungen.
Was sind die Vorteile flexibler Verpackungen aus Papier? Niestrath: Die Vorteile flexibler Papierverpackungen sind zum einen die natürlich anmutende Optik und Haptik am Point of Sale, zum anderen die gute Rezyklierbarkeit als Altpapier. Für die Wiederverwertung bedruckter Papiere existiert bereits seit Jahrzehnten ein sehr gut funktionierender Kreislauf. Darüber hinaus wird der Einsatz nachwachsender Rohstoffen bei der Produktion von Verpackungspapieren aus verantwortlichen Quellen durch unsere Kunden besonders geschätzt.
Wie ist eine flexible Verpackung aus Papier grundsätzlich aufgebaut? Niestrath: Grundsätzlich besteht sie immer aus einem Papiersubstrat, Druckfarben, Überdrucklack, Siegelcoating und optional aus einer Barriereschicht. Welcher Barrierelack in welcher Schichtdicke aufgetragen werden muss, hängt unter anderem vom Füllgut und dem Einsatzzeitraum der Verpackung ab.
Welche Papiersorten kommen für die Herstellung zur Anwendung und welche Kriterien müssen sie erfüllen? Niestrath: Zur Herstellung von Papierverpackungen für die Lebensmittelindustrie ist es selbstverständlich, frische und keine recycelten Papierfasern einzusetzen, da hier der Produktschutz an erster Stelle steht. Recycelte Papiere enthalten nämlich oftmals Mineralöl-Bestandteile, deren Migration in das Lebensmittel unbedingt zu vermeiden ist. Zudem sollten Papierverpackungen aus möglichst langen und daher leicht recycelbaren Frischfasern bestehen. Außerdem bieten wir auch Verpackungspapiere an, die aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammen.
Produziert Beucke auch flexible Papierverpackungen mit definierten Barriereeigenschaften? Welche sind dabei realisierbar und welche nicht? Niestrath: Wir produzieren bereits für unsere Kunden flexible Verpackungen auf Papierbasis mit definierten Barriereeigenschaften. Sie durchlaufen denselben Verfahrensprozess zur Prüfung der Wasserdampf- und Sauerstoffbarriere wie flexible Kunststoffverpackungen.
Aus dem früheren „einfachen“ Papier ist heute ein Highend-Papiersubstrat geworden, mit dem sich durchaus Barrieren im niedrigen bis mittleren Bereich erzielen lassen. Die bekannten Nutrition Bars sind in diesem Zusammenhang ein gutes Beispiel: Wurden bis vor kurzem die Riegel noch in Folie verpackt, werden dafür mittlerweile vermehrt Papiersubstrate eingesetzt.
Was sind die größten Veränderungen im Produktionsprozess (Vorstufe, Druckform, Beschichten, Drucken und Veredelung, Konfektionierung) flexibler Verpackungen aus Papier im Vergleich zu Folienprodukten? Niestrath: Die größten Veränderungen beziehen sich auf die Bereiche Druck und Kaschierung. Für das Applizieren einer Barriereschicht auf einem Papiersubstrat werden ein oder zwei zusätzliche Druckwerke benötigt. Der Arbeitsgang „Kaschieren“, also das Verkleben mehrerer Substratbahnen mit unterschiedlichen Eigenschaften, entfällt. Damit ist die Grundlage für eine recyclingfähige Einstoffverpackung gelegt. Ob eine Umstellung sinnvoll ist, muss natürlich im Einzelfall geprüft werden, hier ist auch der wirtschaftliche Aspekt nicht zu vernachlässigen.
Welches Verfahren setzen Sie zur Bedruckung von Papiersubstraten vorwiegend ein? Niestrath: Sowohl unser Tiefdruck als auch unser Flexodruck sind in der Lage, Papiersubstrate hochqualitativ zu bedrucken. Das hängt unter anderem davon ab, welches Verfahren der Kunde bevorzugt und welche Oberflächenbeschaffenheit das Papier aufweist.
Frau Beucke, zum Schluss des Interviews möchte ich Sie bitten folgenden Halbsatz zu ergänzen: Die Beucke Group wird in Zukunft ein Unternehmen sein, dass die Bedürfnisse der Kunden in höchstem Maße zufriedenstellt,….. indem es maßgeschneiderte Verpackungslösungen mit hoher Funktionalität entwickelt, die gleichzeitig auch die hohen Anforderungen hinsichtlich Nachhaltigkeit und Recyclingfähigkeit erfüllen!
Beucke Group: Daten und Fakten
Geschäftsführende Gesellschafter: Lutz und Josephin Beucke (siebte und achte Generation)
Gründer: Borchers Christian Beucke
Gründungsjahr: 1757 in Dissen am Teutoburger Wald
Branche: Verpackungsdruckerei
Produkte: Druck und Veredelung flexibler Verpackungen für die Lebensmittel- und die Zigarettenindustrie sowie den Non-Food-Bereich
Standorte: Hauptsitz in Dissen, zwei weitere Produktionsstandorte in Brandenburg an der Havel und in Bünde
Vertrieb: Zentraler Vertrieb vom Hauptsitz aus
Mitarbeitende: rund 380
Umsatz: etwa 85 Mio. Euro
Zukäufe:
– 2006: Proxiflex GmbH in Brandenburg an der Havel (heute Beucke Flexodruck GmbH),
– 2015: cenadruck GmbH (Integration in die Beucke Tiefdruck GmbH)
– 2017: Rahning GmbH & Co.KG in Bünde