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Editorial: Fakten statt Halbwissen!
von Ansgar Wessendorf,
Die Organisation „Foodwatch“ hat Bundesumweltministerin Lemke kürzlich aufgefordert, Pappschalen und Kunststoffverpackungen für Obst und Gemüse grundsätzlich zu verbieten. Diese Nachricht hat in der Verpackungsindustrie zurecht für einiges Kopfschütteln und Empörung gesorgt, entlarvt sie doch ein gefährliches Halbwissen bei denjenigen, die es normalerweise hätten besser wissen müssen. Denn bei genauer Betrachtung der Fakten entpuppen sich die Argumente von Foodwatch als unrichtig, da zu den größten Klima- und Umweltfeinden verdorbene Lebensmittel gehören.
Verpackungen in Deutschland gelangen nicht in die Meere
Foodwatch suggeriert, dass Plastikverpackungen aus deutschen Supermärkten Millionen von Meerestieren das Leben kosten. Die Faktenlage spricht allerdings eine andere Sprache. Nach Angaben des Deutschen Verpackungsinstituts e. V. (dvi) wurden im Jahr 2019 insgesamt 99,4 % aller gesammelten Kunststoffabfälle verwertet. Dies belegt, dass hiesige Kunststoffverpackungen eindeutig nicht in die Meere gelangen. Zwar müsse die Recyclingquote noch weiter erhöht werden, doch lag allein für das Jahr 2022 die Wiederverwertungsquote bei Kunststoffverpackungen bereits bei 63 %. Darüber hinaus stellt die Industrie für die Etablierung der Kreislaufwirtschaft bereits eine Vielzahl innovativer Verpackungen bereit.
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Verpackungen sind keine Klimakiller
Foodwatch behauptet auch, dass Obst- und Gemüseverpackungen zum menschengemachten Klimawandel beitragen. Dabei bezieht die Organisation neben Kunststoffverpackungen auch Verpackungen aus Papier und Pappe mit ein und will ein generelles Verbot von Einwegverpackungen für Obst- und Gemüse erreichen. Was dies für Umwelt und Klima bedeuten würde, zeigt sich auch darin, dass aktuell in der DACH-Region noch immer rund 10,6 Millionen Tonnen Lebensmittel ungenutzt als Müll entsorgt werden müssen.
Nach Einschätzung des dvi zeigt eine faktenbasierte Betrachtung verpackter Lebensmittel einen klaren Umweltnutzen von Verpackungen, zumal diese insgesamt nur rund 0,7 % des gesamten Klima-Fußabdrucks europäischer Konsumenten verursachen. Dagegen sind die bei der Herstellung von Lebensmitteln anfallenden CO2-Emissionen rund 16- bis 30-mal größer als die der Verpackung. Allein durch das Verhindern von Lebensmittelabfällen lässt sich der Klimafußabdruck um 5 % reduzieren. Eine Verdreifachung der Haltbarkeit senkt die Abfallrate gar um 80 %. Verpackungen für Obst und Gemüse sind daher entscheidende Faktoren im Schutz von Umwelt- und Klima, die keinem politischem Wunschdenken zum Opfer fallen dürfen.