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Editorial: Die Relevanz der gedruckten Verpackung
von Ansgar Wessendorf,
Das Supermarktregal hat sein Alleinstellungsmerkmal als Point-of-Sale (POS) für die Güter des täglichen Bedarfs (FMCG) ultimativ verloren“, so die These von Stefan Hilß, CEO von Linked2Brands, die er 2022 in einem viel beachteten Vortrag auf der Innoform-Tagung „Expertentreff Verpackungsdruck“ in Osnabrück ausführlich begründete.
E-Commerce bei FMCG-Verpackungen nimmt Fahrt auf
Im Bereich der sogenannten Fast-Moving-Consumer-Goods (FMCG), wozu neben Lebensmitteln auch Kosmetik, Putz- und Reinigungsmittel sowie Hygienepapiere gehören, hat sich der E-Commerce mittlerweile als der zweite POS etabliert. Zwar hat die Grundregel weiterhin Bestand, dass die Verpackung nicht nur schützt, sondern das Produkt auch verkauft. Doch Einkäufe finden immer mehr in Online-Shops statt. Betrug laut dem Forschungsinstitut „Statista“ der globale E-Commerce-Umsatz des Einzelhandels für diese Güter im Jahr 2014 noch rund 1,3 Mrd. US-Dollar, so stieg der Umsatz im Jahr 2022 schon auf über 6 Mrd. US-Dollar. Für 2025 wird ein Umsatz von annähernd 7,4 Mrd. US-Dollar prognostiziert.
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Ein Verlust an Relevanz
Obwohl der Online-Umsatz im Vergleich zum stationären Handel noch sehr überschaubar ist, so hat diese Entwicklung doch eine gravierende Signalwirkung für den Verpackungsdruck: Das klassische Supermarktregal mit gedruckten, analogen FMCG-Verpackungen als stiller Verkäufer ist nicht mehr der alleinige Point-of-Sale und verliert damit an Bedeutung. Online-Shops mit ihrer Vielzahl digitaler Verpackungen in digitalen Regalen etablieren sich zunehmend als deutlich spürbare Konkurrenz. In dieser neuen Realität droht der gedruckten Verpackung ein Verlust an Relevanz – obwohl sie nach wie vor unersetzbar ist.
Was folgt daraus?
Für große Markenartikler und Handelsunternehmen bedeutet dies eine Veränderung und Neuausrichtung ihrer Ressourcen, Budgets und Aufmerksamkeit. Anstatt dem bislang einzigen Touch-Point „stationärer Handel“ und damit der gedruckten Verpackung die volle Aufmerksamkeit zu schenken, muss jetzt bei gleichem Budget vermehrt in Online-Kampagnen und Webshops sowie in die Entwicklung digitaler Verpackungen investiert werden. Dies wird wohl zu Lasten der analogen Verpackung geschehen, indem Markenartikler beispielsweise sogenannte „Colour-Reduction“-Programme auflegen oder die Anzahl der Veredelungsschritte reduzieren.
Auch einige Druckvorstufenunternehmen haben diese Marktentwicklung bereits erkannt und sich ein neues Selbstverständnis gegeben. So sieht sich Linked2Brands nicht mehr nur als Zentralrepro oder Design2Print Agentur, sondern definiert sich nunmehr als umfassende Packaging Production Agency.