Ein Interview mit Aldo Peretti, Geschäftsführer der Uteco Group

Neue Produkte, neue Messen und ein Versprechen für die Zukunft

In Mailand findet vom 29.Mai -1. Juni 2018 zum ersten Mal die Fachmesse Print4All statt. Würden Sie unseren Lesern etwas mehr über diese Messe, ihre Tätigkeit in den verschiedenen Industrieverbänden sowie Ihre Führungsposition bei Uteco berichten.

Aldo Peretti: Lassen Sie uns mit dem letzten Punkt beginnen und meine Aussage auch gleich auf den Punkt bringen: Wir sind angetreten, der europäischen wie auch der internationalen Druckindustrie die besten und wichtigsten Möglichkeiten zu eröffnen.

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Die aktuelle Marktposition der italienischen Hersteller ist durchaus zufriedenstellend. Dies ist wohl auf deren Flexibilität in Kombination mit einem sehr hohen Kompetenzniveau im Bereich der jeweiligen Technologien zurückzuführen. Wir haben in Italien eine traditionell starke Lebensmittelindustrie und damit eine entsprechend starke Verpackungsindustrie. Wir sind technisch aufgeschlossen, was sich selbstverständlich auch auf die Hersteller von Maschinen und Anlagen für die Bedruckung und das Converting von Substraten zur Herstellung flexibler Verpackungen bezieht.

Ich bin aktuell Präsident des italienischen Verbandes der Maschinenhersteller (ACIMGA), der auch den Bereich Druck und Converting umfasst, sowie Vorstandmitglied im italienischen Unternehmerverband. Daher arbeiten wir nicht nur für unsere eigene Branche, sondern setzen uns für die Belange der gesamten italienischen Industrie ein. Wir haben in Zusammenarbeit mit dem Wirtschaftsminister unseres Landes einen Plan zur Einführung von Industrie 4.0 entwickelt, um damit das Wirtschaftswachstum durch technische Innovationen, Digitalisierung und Automatisierung zu unterstützen.

Welche Rolle nimmt Uteco bei diesen Veränderungsprozessen ein?

Aldo Peretti: Vor dem Hintergrund starken und anhaltenden Aktivitäten, unsere internen Prozesse ständig zu verbessern sind wir auf zweifache Weise an den Entwicklungen hin zu Industrie 4.0 beteiligt.

Schon vor Jahren, als der Begriff „Industrie 4.0“ noch nicht in dem Maße wie heute geläufig war, schon nach den Grundlagen dieses Konzepts gehandelt, in dem wir fortschrittliche Organisationsmodelle aus der Automobilbranche wie Kaizen, Lean Management und Six Sigma für uns nutzten. Daher praktizieren wir seit Jahren die Anwendung von Integration und globalen Managementsystemen im Zusammenhang mit Produktionsmaschinen.

Darüber hinaus sind wir sehr darauf bedacht, unsere italienischen wie auch internationalen Kunden dabei zu unterstützen, das Niveau der Automatisierung hinsichtlich der globalen Integration der Produktionspraxis zu heben, die Umsetzung  schlanker Organisationstrukturen zu forcieren um damit dem Ziel Industrie 4.0 näher zu kommen. In dieser Hinsicht sind wir ein Partner für unsere Kunden in deren Bestreben, die interne Übernahme von Prinzipien der Industrie 4.0 voranzutreiben.

Ende September veranstaltete Uteco einen Open-House-Event in Verona, wo die neuen Tiefdruckmaschinen NXS und Next 300 vorgestellt wurden. Können Sie uns mehr darüber berichten?

Aldo Peretti: Wir sind ein anerkannt führendes Unternehmen im Bereich des Flexodruckverfahrens und haben eine entsprechende globale Reputation. Doch nunmehr, auch unter dem Eindruck der Globalisierung, lässt sich eine zunehmende Hybridisierung der Technologie feststellen. Unser historisch gewachsener Tätigkeitsbereich ist der Rotationstiefdruck und vor vielen Jahren haben wir die erste derartige Maschine an die Bank of England geliefert. Aktuell fordert der Markt von uns eine neue Generation von Tiefdruckmaschinen, da es heute nach meiner Einschätzung keine wirkliche Trennungslinie zwischen Tief- und Flexodruck mehr gibt. Diese wurde in Zeiten der Globalisierung zugunsten von  Unterscheidungen wie Rotativ und Flexo überwunden. Wir stellen uns diesen Marktforderungen und bieten insgesamt drei Tiefdruckmaschinen: die Next 450, die Next 350 sowie die neue NXS 300. Darüber hinaus verfügen wir über eine große Anzahl von Patenten. Alle installierten Maschinen von Uteco erfüllen ihre in sie gesteckten Erwartungen und erreichen damit ein sehr hohes Niveau von Kundenzufriedenheit.

Aktuell sind wir in Planungsphase für ein viertes Produktionswerk in Italien, in dem ausschließlich Tiefdruckmaschinen hergestellt werden sollen. Dies schließt sich an den Abschluss eines dritten Gebäudeprojekts an, in dem mittlerweile unser Technologiezentrum ConverDrome untergebracht ist. Darüber hinaus haben wir die Produktionskapazitäten in den USA verdoppelt, da Nordamerika unser wichtigster Absatzmarkt ist.

Was war der technologische Schwerpunkt von Uteco auf der zurückliegenden Labelexpo Europe 2017?

Aldo Peretti: Wir zeigten Gaia, eine hochmoderne hybride Schmalbahn-Inkjetmaschine mit einer Bahnbreite von 330 mm und ausgestattet mit EB-Härtung, die während der Messe Verpackungen eines sehr bekannten italienischen Herstellers von Lebensmitteln bedruckte. Nach der erfolgreichen Sapphire ist dies nun die zweite digitale Lösung in unserem Portfolio. Wir stellten auch schmal- und mittbelbreite Maschinen wie die Achtfarben-Zentralzylinder Flexodruckmaschine Onyx XS sowie die Tiefdruckmaschine NXS 300 vor, wobei letztere für die Produktion sehr kleiner Aufträge ausgelegt ist.

In unseren Fachmagazinen wurde schon oft über die Technik der Elektronenstrahlhärtung berichtet. Was ist für Sie das Besondere an diesem Härtungsverfahren?

Aldo Peretti: Bislang waren wir sehr erfolgreich mit dem UV-Verfahren und gehören darüber hinaus zu den ersten, die sich für den praktischen Einsatz der Elektronenstrahlhärtung in der Druckbranche einsetzten. Darüber hinaus integrierten wir schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt Inkjetdruckwerke in Flexodruckmaschinen. Dies kann durchaus als ein erster Schritt in Richtung der Hybridisierung angesehen werden. Dies schließt auch die Bereitstellung spezieller Druckköpfe für Sonderanwendungen wie Marketing-Kampagnen, Nummerneindruck, sowie Barcodedruck ein. Auf diesem Feld gehören wir durchaus zu den Pionieren und wir wollen auch weiterhin daran arbeiten, auf der Grundlage der Bedürfnisse unserer Kunden neue hybride Lösungen für den Druck und das Converting zu entwickeln und auf den Markt zu bringen.

Print4All wird erstmals im Jahr 2018 in Mailand veranstaltet wird. Was können unsere Leser von diesem Event erwarten?

Aldo Peretti: Print4All  wird gemeinsam mit den Fachmessen Ipack-Ima, Meat-Tech, Plast und Intralogistica Italia im Rahmen der Innovation Alliance vom 29. Mai bis zum 1. Juni 2018 in Mailand stattfinden.

Hierfür wurde bereits mit der Fiera di Milano, dem größten Veranstalter von Fachmessen in Italien, vereinbart, das neue Messekonzept in optimaler Weise umzusetzen.

Meines Erachtens wurde noch nie zuvor eine derart komplexe Fachmesse mit dem Ziel organisiert, die verschiedenen Produktionsschritte von der Folienherstellung, über die Bedruckung bis hin zur Logistik an einem Messestandort gemeinsam abzubilden. Das ist ein völlig neuer Ansatz, der sicherlich die Zustimmung aller Anwender, Hersteller von Druck- und Convertingmaschinen sowie Markenartikler finden wird.

Wir wollen sicherlich nicht mit dem Managementteam der drupa konkurrieren. Im Gegenteil, Mitglieder dieses Teams trafen sich mit uns kürzlich hier in Mailand um geeignete Maßnahmen zur Vorbereitung zu diskutieren. Wir sind an einer Zusammenarbeit interessiert – und nicht an gegenseitiger Konkurrenz. Dennoch sehen wir diese neue Messe als eine Plattform, das Gütesiegel „Made in Italy“ und das dadurch repräsentierte hohe Qualitätsniveau noch besser und wirksamer zu promoten. Die italienische Industrie genießt weltweite Anerkennung und wir wollen uns hinsichtlich des internationalen Auftretens noch besser mit unserer Regierung abstimmen.

Herzlichen Dank für Ihre Zeit und Ihre Erläuterungen. Wir werden unsere Leser auch weiterhin über Ihre technischen und organisatorischen Innovationen informieren.

Aldo Peretti: Wir werden dafür sorgen, dass Sie hierfür mit den nogtwendigen Informationen versorgt werden. Das bedeutet regelmäßige Einladungen zu unseren Open-House-Veranstaltungen sowie zu Testläufen unserer Maschinen und Anlagen. Wir können Ihnen aber schon jetzt versprechen, dass wir nicht aufhören werden, neue verfahrenstechnische Wege zu beschreiten. [2845]