„Die Gesamtkosten im Digitaldruck werden weiter sinken“

Die Matti Technology AG aus Sulgen, Schweiz, ist im Digitaldruck zuhause. Seit der Gründung 1995 arbeitet sie mit namhaften Kunden zusammen, darunter Kodak, Impika und deren neuer Konzernmutter Xerox. Mit 25 Mitarbeitern setzte Matti zuletzt gut Euro 10 Mio. um. Die F&E-Quote liegt bei fünf Prozent. Seit Januar 2015 ist Thomas Amrein neuer Eigentümer und Geschäftsführer. Im Interview mit dem VDMA Fachverband Druck- und Papiertechnik erklärt er gemeinsam mit dem technischen Leiter Pascal Fäh, worauf der Erfolg der Matti Group gründet und welche Märkte Zukunftspotentiale für den Inkjet-Druck bieten.

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von Peter Trechow

 

Herr Amrein, können Sie die Matti Technology AG kurz vorstellen?
Thomas Amrein: Ja, gerne. Gegründet wurde das Unternehmen 1995 durch Max Matti, der es 2005 altersbedingt an Dr. Dieter Woschitz abgab. Dieser gab es im Januar 2015 ebenfalls aus Altersgründen an mich ab. Wir entwickeln, konstruieren und produzieren mit 25 Mitarbeitern integrierte Lösungen für Digitaldruckanlagen – vom Pre-Processing über den eigentlichen Druck- und Trocknungsprozess bis zur Weiterverarbeitung, also Stapeln, Schneiden, Perforieren, Falzen oder kamerabasierte Qualitätskontrolle und Visualisierung. Dabei liegt unser Kern-Knowhow im Bereich des präzisen Beförderns der Drucksubstrate, ob Papier, Folie, Karton oder andere Materialien. Zudem bewegen wir uns bevorzugt im Höchstgeschwindigkeitsbereich des Inkjet-Prozesses bis über 300 m/min und decken das gesamte Spektrum von Prototypen bis zur kompletten Turn-Key-Serienanlage ab.

Wie ist das mit 25 Mitarbeitern zu schaffen?
Pascal Fäh: Da hilft natürlich unser konsequent modularer Ansatz. Zudem sind die Wege von der Konstruktion zur Fertigung kurz. Wir arbeiten dadurch sehr effizient und kennen die Maschinen, die wir montieren, in der Regel vom Prototypenstadium an. Hinzu kommt die enge Zusammenarbeit mit unseren Kunden und deren Ingenieuren. Ihr Know-how rund um den Inkjet-Prozess fließt natürlich ein und hilft uns.

Wo liegen die Branchenschwerpunkte für digitale Hochgeschwindigkeitstechnik?
Thomas Amrein: Unsere OEM-Kunden verkaufen ihre Anlagen meist in den graphischen Druck. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf Transaktions-Centern, wo hohe Variabilität der Daten gefragt ist. Denken Sie an Kontoauszüge. Die kommen individuell bedruckt und schon perforiert oder gelocht aus der Druckanlage. Auch im Verpackungsdruck steigt die Nachfrage nach digitaler Drucktechnik, um Produkte in kleinen Auflagen zu personalisieren oder um ihre Verpackungen als tagesaktuelle Angebote zu kennzeichnen. Einige unserer Maschinen können auch Folien handhaben und bedrucken. Da sehen wir Potential. Gleiches gilt im industriellen Druck, in dem wir bisher nicht sehr aktiv sind. Doch es bietet sich an, unsere Technik und unser Wissen auch hier zu nutzen.

Gibt es weitere Märkte, in denen Sie Zukunftspotential für Ihr Unternehmen sehen?
Thomas Amrein: Wir sind dem VDMA und der Organic and Printed Electronics Association (OE-A) beigetreten, um uns stärker im Bereich Organische Elektronik einzubringen. Das ist ein interessantes Zukunftsfeld für Inkjet-Verfahren. Wir möchten unser technologisches Knowhow hier sehr gern in Zusammenarbeit mit Partnerunternehmen zur Anwendung bringen.

Der deutsche Druckmaschinenbau adressiert traditionell den Hochqualitätsbereich. Wie ist es im Digitaldruck? Haben Sie auch Lösungen für Lowtech-Märkte?
Thomas Amrein: Es gibt Maschinen wie unseren Booklet Maker „BookBee“, die eher Abnehmer in Japan und China finden, weil die darauf produzierten Hefte vor allem dort gefragt sind. Auch der Leistungsbereich unserer Pre- und Postprocessing-Lösungen orientiert sich an den Bedürfnissen der Kunden, die regional verschieden sind. Schon zwischen Süd- und Nordeuropa gibt es sehr unterschiedliche Qualitätsansprüche. Wo deutsche Bankinstitute Top-Qualität verlangen, sind spanische pragmatisch und sehr kostenbewusst. Solche Unterschiede berücksichtigen wir. Allerdings ist es generell schon die Druckqualität, die als Verkaufsargument sticht. Mit der Auflösung des Digitaldrucks ist die Nachfrage gestiegen. Jetzt, wo wir digital schnell in Auflösungen von 1200 x 1200 dpi drucken können, sind auch japanische und chinesische Schriftzeichen präzise darstellbar. Das führt zu spürbar steigender Nachfrage aus diesen Ländern.

Auch als Digitaldrucker stehen Sie in Konkurrenz zu Smartphone, Tablet & Co. Wird auch in Zukunft noch digital gedruckt?
Pascal Fäh: Da sind wir zuversichtlich. Nachfrage im Verpackungsbereich entsteht gerade erst. Es gibt da große Fortschritte bei Tinten, die auf flexible Verpackungen druckbar sind und die gesetzliche Anforderungen der Lebensmittelbranche erfüllen. Auch im graphischen Druck verzeichnen digitale Verfahren Wachstum. Individualisierung, wechselnde Aufträge mit kleinen Auflagen und sogar digital gedruckte Zeitungen für ganz spezifische Zielgruppen in kleiner Auflage sind im Kommen. Das Smartphone erfüllt einfach andere Bedürfnisse als ein gedrucktes Produkt.