In der Flexo+Tief-Druck 2-2018 wurden die Möglichkeiten des XJDF als Nachfolger von JDF für einen automatisierten Verpackungsdruckprozess dargestellt. JDF repräsentiert dabei meist einen kompletten Druckauftrag. Doch aufgrund seiner Komplexität ist die Lernkurve für IT-Spezialisten relativ lang.
XJDF konzentriert sich dagegen auf die Weitergabe von Informationen, die genau für den jeweiligen Prozessschritt notwendig sind, kann mit Standard-XML-Tools verarbeitet werden und ist für IT-Spezialisten einfacher zu handhaben. Nachdem im vorangegangenen Artikel der neue XJDF-Standard in seiner Funktionsweise erläutert wurde, geht es jetzt darum, wie Heidelberger Druckmaschinen diesen Standard für sich nutzt.
Anzeige
Heidelberger Druckmaschinen (Heidelberg) ist weltweit bekannt für seine Offsetdruckmaschinen. Darüber hinaus bietet das Unternehmen eigene Lösungen für die Druckvorstufe an. In den vergangenen Jahren wurden die Dienstleistungen rund um den Service und die angebotenen Verbrauchsmaterialen deutlich ausgeweitet. Mit dem Maschinenhersteller Gallus für den Etiketten- und Schmalbahndruck sowie der Heidelberg Intro für den breitbahnigen Faltschachteldruck ist das Unternehmen auch Anbieter von Flexodruckmaschinen. Darüber hinaus ist Heidelberg auf dem Markt mit Digitaldruckmaschinen-Lösungen für den Faltschachtel- und Etikettendruck präsent.
Speziell im Verpackungssektor gibt es bei Heidelberger Druckmaschinen neben „Alles aus einer Hand“ ebenso gemischte Installationen, bei denen z. B. der Kunde Heidelberger Druckmaschinen mit Fremdlösungen kombiniert (z. B. Esko-Workflow in der Druckvorstufe).
Schon seit Gründung des CIP3-Gremiums in den 1990er-Jahren (Vorläufer von JDF) arbeitet Heidelberg aktiv an offenen Standards für die Automatisierung in der Druckindustrie und stellt dafür zeitliche Ressourcen seiner Mitarbeiter zur Verfügung.
Standard für die Prozess-Kommunikation
Umgekehrt nutzt Heidelberg seit etwa 15 Jahren den JDF-Standard für die interne Kommunikation zwischen verschiedenen Prozessschritten im Prinect-Workflow. Im MIS-System wird der Druckjob im JDF-Format exportiert, dieser steht dann dem Prepress- und Produktions-Workflow zur Verfügung und wird dort mit weiteren, relevanten Informationen angereichert. Basierend auf dem Layout der Druckdaten werden zum Beispiel die Farbvoreinstellungen an der Druckmaschine berechnet, diese werden in die JDF-Datei des Druckauftrags integriert und an die Druckmaschine übergeben.
Darüber hinaus liefert der Prepress-Workflow per JDF etwa 20 bis 30 weitere Informationen zur Voreinstellung der Druckmaschine. Da Heidelberg mit MIS, Prepress und Druck die gesamte Wertschöpfungskette einer Verpackungsdruckerei mit eigenen Lösungen bedient, kann es als Dienstleistung Automatisierungskonzepte entwickeln, die genau auf das Geschäftsmodell des Kunden abgestimmt sind. Dabei wird intern auf JDF gesetzt, sodass mit jedem Automatisierungsprojekt das JDF-Know-how wächst.
Rückgrat der Automatisierung
Dieses fundierte JDF-Know-how aus der täglichen Praxis mit den eigenen Produkten ist im nächsten Schritt eine sehr gute Basis bei Automatisierungsprojekten mit Systemen verschiedener Anbieter. So gibt es im Verpackungsbereich oft eine Kombination aus SAP als MIS-System, Esko-Lösungen in der Druckvorstufe und Druckmaschinen von Heidelberg. JDF bildet dann auch hier das Rückgrat der Automatisierung der verschiedenen Systeme. Die Berater und technischen Spezialisten von Heidelberg übernehmen in der Projektumsetzung dabei eine zentrale Rolle. Aus dieser langjährigen Erfahrung mit JDF heraus verwundert es nicht, dass Heidelberg sich sehr früh mit XJDF auseinandergesetzt und dessen Entwicklung mit vorangetrieben hat.
Fazit
Das Beispiel von Heidelberger Druckmaschinen zeigt, dass es auch für einen marktführenden Hersteller lohnenswert ist, sich langfristig für offene Standards zu engagieren und diese in seinen eigenen Produkten zu nutzen.
Verpackungsdruckereien, die mit eigenen IT-Teams Automatisierungsprojekte steuern, sind gut beraten, sich mit XJDF auseinanderzusetzen und bei ihren Lieferanten nachzuhaken, wie weit diese den Branchenstandard in ihren Produkten unterstützen. [5690]
Das höchst interessante Interview mit Rainer Prosi zum Thema XJDF ist in der Flexo+Tief-Druck 4-2018 erschienen.
Zur Person Rainer Prosi ist seit 20 Jahren bei Heidelberg beschäftigt und zurzeit als „Workflow Architect“ tätig. Parallel dazu engagiert er sich seit 15 Jahren bei der CIP4-Organisation für die Weiterentwicklung von JDF und XJDF.