Marktbefragung “Flexodruckformen”

Esko – Pascal Thomas

Zur Differenzierung des aktuellen und künftigen Status der Flexodruckform (Platten und Sleeves), befragte die Redaktion von Flexo+Tief-Druck verschiedene Zulieferer von Druckformen für das Flexodruckverfahren. Lesen Sie nachfolgend die Antworten von Pascal Thomas, Director Flexo Business, auf die drei Fragen.

Gibt es Ihrer Einschätzung nach weitere Optimierungspotenziale für den Fertigungsprozess von Flexodruckformen (Platten, Rundruckformen)?

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Ja, es gibt sie, vor allem in den zwei nachfolgend genannten Bereiche

Produktivität und die damit konsequent verbundene Qualität der Bebilderung, sind vorgegeben durch die LAMS-Schicht. Mit einer etwas sensibleren LAMS-Schicht für die Faserlaser kann dieselbe Produktivität in der Bebilderung erreicht werden wie mit einer Laserquelle geringerer Leistungsfähigkeit, was zu einer Verringerung der CtP-Produktionskosten führt.

Weitere Potenziale für technische Optimierungen können erreicht werden durch eine noch bessere Anpassung der fotopolymeren Druckplatten an die LED-UV-Lichtquellen. Digital gesteuerte Bebilderung mit LED-UV ist mit vielen verfahrenstechnischen Vorteilen verbunden – wenn auch zu höheren Kosten. Eine derart in ihrer Sensibilität gesteigerten Platte würde die Produktivität erhöhen und gleichzeitig die Maschinenpreise senken.

Kann das Drucken mit fester Farbpalette (Fixed Colour Palette/FCP) zur weiteren Leistungssteigerung im Flexodruck beitragen?

Dies ist sicherlich der Fall. Ich würde sogar hinzufügen, dass dies auch schon lange überfällig ist. Tatsache ist doch, dass die Lauflängen der Aufträge immer kürzer werden und darüber hinaus die On-Demand-Bestellungen zunehmen. Anders gesagt: Schnelle Lieferung ist gefragt und Verpackungen werden nicht mehr auf Vorrat bestellt. Darüber hinaus nimmt die Zahl der Produktvarianten zu, wobei ich in diesem Zusammenhang den zunehmenden Einsatz des Digitaldrucks noch gar nicht erwähnt wurde.Dies bedeutet, dass der Flexodruck keine andere Option hat als den Zeitbedarf für die Auftragswechsel von heute etwa einer Stunde auf nicht mehr als fünf oder zehn Minuten zu reduzieren. Hierzu ein Beispiel: Sie erhalten einen Auftrag mit einer Lauflänge von 20,000 m. In Abhängigkeit von der jeweiligen Geschwindigkeit kann ein derartiger Auftrag binnen einer Stunde ausgeführt werden. Das anschließende Umrüsten auf einen neuen Auftrag dauert allerdings um die 90 Minuten, was ein Wirkungsgrad von weniger als 50% bedeutet. Dies ist vielleicht noch akzeptabel bei Lauflängen von 20.000 m, jedoch keinesfalls für Aufträge von 3000, 7000 oder 10.000 m. Exzessives Rüsten kann die Arbeitszeit einer kompletten Schicht in Anspruch nehmen – und dies im Zusammenhang mit mehreren Millionen Euro teuren Maschinen. Die Antwort muss daher kategorisch lauten: „Ja, die feste Farbpalette kann dazu beitragen, die Leistungsfähigkeit des Flexodrucks zu steigern“. Mit dem Einsatz der fixen Farbpalette entfallen die Rüstzeiten beim Auftragswechsel nahezu völlig. Darüber hinaus vereinfachen sich auch die Arbeitsgänge, die Makulaturrate sinkt, und der Durchsatz verbessert sich. All dies lässt sich ohne Qualitätseinbußen erreichen.

Industrie 4.0 bzw. Print 4.0 hat die durchgehende Vernetzung und Automatisierung der gesamten Wertschöpfungskette zum Ziel. Auf der drupa 2016 wurden Lösungen von Herstellern wie Esko, Vianord und AV Flexologic für die weitere (teilweise) Automatisierung im Bereich der Herstellung von Flexodruckplatten präsentiert.Ist dies Ihrer Meinung nach Ausdruck einer Tendenz zur nachhaltigen Veränderung der gesamten Flexobranche?

Wir sollten streng darauf achten, dass wir nicht jede Internet-Verbindung oder die Möglichkeit zur Fernwartung schon als Industrie 4.0 begreifen. Da besteht durchaus ein Unterschied. Vor diesem Hintergrund muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass es immer noch genügend Potenzial für Verbesserungen hinsichtlich der Verbindung der Produktionsmaschinen untereinander gibt. Doch es gibt mittlerweile hierfür verschiedene interessante Konzepte und vielversprechende Versuche, die zusammengenommen in den nächsten Jahren von großem Einfluss auf die Industrie sein werden.Hinsichtlich der Automatisierung ist anzumerken, dass der gesamte Prozess der Plattenherstellung schon bald vollständig davon durchdrungen sein wird. Sobald eine Platte in den CDI-Bebilderer eingelegt ist, muss sie bis zum Abschluss des Prozesses nicht mehr in die Hand genommen werden. In diesem Falle wird ein ansonsten neunstufiger Vorgang durch einen einstufigen ersetzt. Diese vollautomatisierte Plattenherstellung wird im Sommer 2017 in Italien eingeführt. Es gibt ein sehr großes Interesse an diesen Vorgängen und viele werden und müssen diesem Beispiel folgen, wenn Ziele wie Effizienzsteigerung und Kostensenkung erreicht werden sollen.