Zur Differenzierung des aktuellen und künftigen Status der Flexodruckform (Platten und Sleeves), befragte die Redaktion von Flexo+Tief-Druck verschiedene Zulieferer von Druckformen für das Flexodruckverfahren. Lesen Sie nachfolgend die Antworten von Jan Scharfenberg, Technical Manager Europe, Middle East & Africa bei DuPont Advanced Printing, auf die drei Fragen.
Gibt es Ihrer Einschätzung nach weitere Optimierungspotenziale für den Fertigungsprozess von Flexodruckformen (Platten, Rundruckformen)? Seit der Markteinführung fotopolymerer Druckformen durch unser Unternehmen vor über 40 Jahren hat der Fertigungsprozess viele Verbesserungen erfahren, wobei die Einführung der digitalen und filmlosen Bebilderung im LAMS-Prozess sowie die lösemittelfreie und thermische Herstellung flacher und runder Druckformen sicher die gravierendsten waren. In Hinblick auf die spürbaren Trends im Verpackungsdruck mit geringeren Auflagen, häufigeren Motivwechseln und wachsenden Anforderungen an Produktivität, Kostenminimierung und Umweltverträglichkeit gewinnt insbesondere die thermische Fertigung an Bedeutung. Mit ihr werden Zugriffszeiten und Druckqualitäten ermöglicht, die den Marktanteil des Flexodrucks weiter steigen lassen. Parallel dazu sind Konzepte einfacher zu realisieren, die Formherstellung näher an die Druckmaschine zu verlagern, was weitere Vorteile hinsichtlich der Flexibilität mit sich bringt.
Kann das Drucken mit fester Farbpalette (Fixed Colour Palette/FCP) zur weiteren Leistungssteigerung im Flexodruck beitragen? Insbesondere in Hinblick auf die bereits erwähnten Trends bietet das Konzept des Druckens mit fester Farbpalette erhebliches Potenzial zu Steigerung der Produktivität von Druckmaschinen. Voraussetzung hierfür ist eine extrem hohe Konstanz der Druckform mit der Möglichkeit, einen besonders großen Tonwertbereich wiederzugeben. Die Plattentechnologie Cyrel Easy eignet sich hier in besonderer Weise, was sich neben vielen positiven Praxisbeispielen auch im REVO-Konzept in Zusammenarbeit mit Esko und weiteren Partnern in eindrucksvoller Weise zeigt. Bei besonders hohen Anforderungen im Bereich des Registers bieten fotopolymere Endlosdruckformen eine weitere Möglichkeit, das FCP-Konzept zu realisieren bzw. zu verbessern. In jedem Fall bedarf der Ansatz einer engen Zusammenarbeit der beteiligten Partner für die digitale Vorstufe, die Druckformfertigung und der Druckerei und einen hohen Grad der Standardisierung aller Abläufe.
Industrie 4.0 bzw. Print 4.0 hat die durchgehende Vernetzung und Automatisierung der gesamten Wertschöpfungskette zum Ziel. Auf der drupa 2016 wurden Lösungen von Herstellern wie Esko, Vianord und AV Flexologic für die weitere (teilweise) Automatisierung im Bereich der Herstellung von Flexodruckplatten präsentiert. Ist dies Ihrer Meinung nach Ausdruck einer Tendenz zur nachhaltigen Veränderung der gesamten Flexobranche? Die Automatisierung im Bereich der Druckformherstellung ist und bleibt ein wichtiges Thema für das Flexoverfahren. Im Vergleich zum Tief- und Offsetdruck gilt es hier aufzuholen. In enger Zusammenarbeit mit unseren Partnern erarbeiten wir Lösungen, die neben interessanten technischen Konzepten auch die wichtigen Fragen der Wirtschaftlichkeit positiv beantworten. Eine besondere Herausforderung besteht insbesondere in der Vielfalt unterschiedlicher Typen und Stärken von Platten für die verschiedenen Anwendungsgebiete und deren Handling im Zuge der jeweiligen Prozessschritte. Bis zur vollständigen Automatisierung mit dem idealen Szenario, dass ohne Beteiligung von Personal quasi „über Nacht“ eine Vielzahl von Druckformen verarbeitet wird, wird wohl noch Zeit vergehen. Jedoch sind die ersten Schritte getan und entsprechende Konzepte bereits vorhanden.