Zum Wochenende: Ein Interview mit Wilke Föllscher, Business Development Manager Paper Mills EMEA

Wie Converter die Herausforderungen des Wandels mit wasserbasierten Barrierebeschichtungen meistern können

Wilke Föllscher, Business Development Manager Paper Mills EMEA
Wilke Föllscher, Business Development Manager Paper Mills EMEA: "Unser Portfolio an Barrierebeschichtungen ist kompatibel mit diversen gängigen Beschichtungs- und Druckanwendungen, wie zum Beispiel dem Flexo- und Tiefdruck, der Beschichtung mit Rakel und Blade oder mittels Glattwalze." (Quelle: Actega)(Photo Credit: ©whyframeshot - stock.adobe.com)

Die Nachfrage von Verbrauchern nach nachhaltigen Lösungen wächst. Viele Marken bekennen sich zu einer grüneren Zukunft der Verpackung, indem sie sich Recyclingziele setzen und den Kunststoffverbrauch reduzieren. Dies hat dazu geführt, dass verschiedene Lösungen, wie z. B. papierbasierte Verpackungen, vermehrt in Betracht gezogen werden, um diese Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.

In diesem Interview spricht Wilke Föllscher, Business Development Manager Paper Mills EMEA, über die aktuelle Situation in der Branche, über regulatorische Vorgaben und andere Herausforderungen, mit denen sich Marken und Converter konfrontiert sehen. Zudem beleuchtet er die  Produktlösung ACTGreen Barrier Coatings

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Das Umweltbewusstsein in der Gesellschaft wächst. Welche Rolle spielt in diesem Zusammenhang die Verpackungsindustrie und welche Überlegungen gibt es zu einer Verbesserung der Nachhaltigkeit?

Wilke Föllscher: Verpackungen sind nicht nur für den Schutz und den Transport von Waren wichtig, sondern auch ein relevantes Umweltthema. Die zunehmende Verwendung von Verpackungen in Verbindung mit niedrigen Wiederverwendungs- und Recyclingraten behindert die Entwicklung einer CO2-armen Kreislaufwirtschaft. Als Reaktion auf die wachsende Bedeutung nachhaltiger Lösungen haben die meisten Marken bereits damit begonnen, auf nachhaltigere Verpackungen zu setzen. Fast alle haben es sich zum Ziel gemacht, Recyclingquoten zu erhöhen und die Verwendung von Kunststoffen in der Verpackung zu reduzieren. Dabei kann das eine vollständige Umstellung von Kunststoff- auf Papierverpackungen bedeuten oder die Wahl einer umweltfreundlicheren Papierbeschichtung, wie zum Beispiel bei Barrierepapieren.

Für Verpackungen, die eine Barrierewirkung aufweisen müssen, werden in der Industrie immer noch Lösungen wie herkömmliche PE-, Silikon- oder fluorchemische Barrieren verwendet. Diese Materialien stellen jedoch aufgrund ihrer schlechten Recyclingfähigkeit – und auch potenziellen Schädlichkeit – ein großes Manko in puncto Nachhaltigkeit dar. Ein großer Teil der Branche sieht in papierbasierten Verpackungen eine praktikable Lösung, um die geforderten Recyclingziele zu erreichen. Wir glauben, dass dies eine zutreffende Einschätzung ist. In der EU wurden im Jahr 2021 etwa 40 % der Kunststoffverpackungen recycelt, während die Recyclingquote für Papier- und Kartonverpackungen bei etwa 80 % lag. Dies kann sicherlich auf das derzeitige öffentliche Bewusstsein sowie die vorhandene Infrastruktur für das Recycling von Papier und Karton zurückgeführt werden.

Es gibt jedoch immer noch Faktoren im Produktionsprozess, die eine Herausforderung darstellen, wenn Marken den Materialwechsel vollziehen und von dieser erheblichen Verbesserung des Recyclings profitieren wollen. Viele Converter von Papier und Karton suchen daher nach Möglichkeiten, ihre Kunden zu unterstützen und diese Herausforderungen zu lösen.

Spielen bei der Umstellung auf Papier- oder Kartonverpackungen auch gesetzliche Vorschriften eine Rolle?

Wilke Föllscher: Ja, absolut. Verpackungshersteller sehen sich einem stetig zunehmenden Druck ausgesetzt, zahlreiche Vorschriften, wie die SUP-D einzuhalten, der EU-Richtlinie zur Einschränkung bzw. Verbot von Einwegkunststoffprodukten. Ziel der SUP-D ist es, die Auswirkungen bestimmter Kunststoffprodukte auf die Umwelt zu vermeiden bzw. zu verringern. Die Richtlinie enthält unter anderem ein Verbot von Polystyrolverpackungen und bestimmten Kunststoffartikeln sowie Beschränkungen für die Verwendung von Kunststofffolien in Papierverpackungen.

Darüber hinaus wurde die erweiterte Herstellerverantwortung (EPR) bereits von zahlreichen Ländern eingeführt. Sie verpflichtet Verpackungshersteller, die Verantwortung für die Umweltauswirkungen der von ihnen gelieferten Verpackungen zu übernehmen. EPR beinhaltet Gebühren für die Sammlung und Entsorgung von Verpackungen, sobald sie zu Abfall werden.

Converter müssen auch die Auswirkungen der Packaging and Packaging Waste Regulation (PPWR) berücksichtigen. Diese Verordnung legt spezifische Recyclingziele fest und schreibt Quoten für die Verwendung von recycelten Materialien in Verpackungen vor. Folglich können Materialien oder mehrschichtige Strukturen, die diese Ziele nicht erfüllen, mit einem Verbot belegt werden.

Hierbei handelt es sich nur um einige Beispiele dafür, wie Gesetzgeber an Regularien und Verordnungen arbeiten, die darauf abzielen, Verpackungen nachhaltiger zu gestalten. Oft besteht die Antwort für Marken darin, auf Lösungen aus Papier oder Karton umzusteigen.

Vor welchen Herausforderungen stehen also Converter und Markeninhaber bei der Einführung nachhaltigerer Verpackungslösungen aus Papier und Karton?

Wilke Föllscher: Die Umstellung von bestehenden Verpackungsprodukten auf nachhaltigere Optionen kann durchaus Herausforderungen mit sich bringen. Marken können zum Beispiel den ersten Schritt machen und sich für ein Verpackungsdesign aus Papier oder Karton entscheiden. Sobald diese Verpackung dann im Regal steht, werden die Verbraucher sie höchstwahrscheinlich als nachhaltiger wahrnehmen. Wenn die Barrierebeschichtung der Verpackung jedoch aus einem PE-Kunststofflaminat besteht, ist die Recyclingfähigkeit nach wie vor eingeschränkt.

Auch sind für Converter die genauen Anforderungen an die Funktion einer bestimmten Verpackung oft nicht ersichtlich, was zu einer Überspezifizierung führen kann. Dies macht es schwierig, eine nachhaltigere Lösung zu finden. Es ist auch zu beachten, dass sich Papier anders verhält als Kunststoff. So kann es unter Umständen erforderlich sein eine größere Menge an Material zu verwenden, um den Verlust an Zugfestigkeit und anderen Eigenschaften auszugleichen.

Wilke Föllscher: Darüber hinaus müssen möglicherweise Anpassungen an den Abfüll- und Verpackungsanlagen vorgenommen werden, was bei der Umstellung auf papierbasierte Lösungen zu reduzierter Geschwindigkeit führen kann. Wie in den meisten Branchen erfordert der Wechsel zu nachhaltigeren Lösungen oft Veränderungen. Zum Beispiel die Investition in neue Beschichtungsanlagen, die mit etablierten Verfahren wie PE-Extrusionsanlagen konkurrieren.

Eine weitere Herausforderung besteht darin, dass es keine „Einheitslösung” gibt. Um die am besten geeignete Beschichtung zu bestimmen, sollten Converter Faktoren wie das verpackte Produkt, die Art der Verpackung, die Lagerzeit und Haltbarkeit sowie den Anwendungsprozess berücksichtigen.

Welche Lösungen sind auf dem Markt, um die genannten Herausforderungen zu bewältigen?

Wilke Föllscher: Der Markt hat sich darauf konzentriert, nachhaltige Alternativen zu entwickeln, die recycelt werden können und eine Kreislaufwirtschaft unterstützen. Infolgedessen ist das Interesse an wasserbasierten Lacken und Beschichtungen in den letzten Jahren erheblich gestiegen. Vor allem in dem stark regulierten Bereich der Lebensmittelverpackungen werden diese Lösungen eingesetzt. Sie erfordern jedoch eine tiefe Kenntnis über die Anforderungen der verschiedenen Lebensmittelarten und -anwendungen, um sichere Verpackungen für Verbraucher und Umwelt zu realisieren.

Wir bei Actega verfügen über dieses Fachwissen und haben in Kombination mit unseren Fähigkeiten zur Herstellung effektiver, hochwertiger Beschichtungen das ACTGreen Barrier Coatings-Portfolio entwickelt. Mit ACTGreen Barrier Coatings haben Converter die Möglichkeit, ihren Kunden eine echte Lösung anzubieten, die die gesetzlichen Vorschriften und Recyclinganforderungen erfüllt. Das Ergebnis sind nachhaltige Papiere, die in ihrer Funktionalität den konventionellen Lösungen in nichts nachstehen.

Darüber hinaus setzt Actega auf einen partnerschaftlichen Ansatz. Wir arbeiten eng mit Convertern zusammen, um sicherzustellen, dass das Produkt, das sie auf den Markt bringen, ihren aktuellen Qualitätsstandards entspricht. Anpassungen der Produktionsprozesse werden so nahtlos wie möglich vorgenommen. So möchten wir den Übergang zu einer nachhaltigen wasserbasierten Barrierebeschichtung so einfach und effizient wie möglich gestalten.

Was sind die entscheidenden Vorteile der Barrierebeschichtungen aus der ACTGreen-Familie?

Wilke Föllscher: Bei diesen Beschichtungen handelt es sich in um eine Reihe  wasserbasierter Barrierelacke und thermoplastischer Elastomerdispersionen (TPE), die außergewöhnliche regulatorische Sicherheit bieten. Als solche geben sie Convertern die Sicherheit, dass sie sowohl die Anforderungen der Industrie als auch die Bedürfnisse ihrer Kunden erfüllen. Sie bieten Schutz gegen eine Reihe von Substanzen, einschließlich Wasser, Wasserdampf, Öle und Fette.

Ein wichtiger Vorteil ist natürlich auch die Recyclingfähigkeit. Jede Beschichtung der Produktreihe ermöglichen eine sehr hohe Faserrückgewinnung – es können zum Teil mehr als 95 % des Verpackungsmaterials rezykliert werden. Diese Eigenschaft wird immer wichtiger und ist ein Grund mehr, auf papierbasierte Lösungen umzustellen.

Das Portfolio ist kompatibel mit diversen gängigen Beschichtungs- und Druckanwendungen, wie zum Beispiel dem Flexo- und Tiefdruck, der Beschichtung mit Rakel und Blade oder mittels Glattwalze. Damit zeichnet sich ACTGreen Barrier Coatings durch seine außergewöhnliche Vielseitigkeit aus. Mit wichtigen Sekundäreigenschaften, von der Heißsiegelfähigkeit bis zur Hitzebeständigkeit, bieten unsere Barrierebeschichtungen eine wirksame, wirtschaftliche und wirklich nachhaltige Lösung für Converter, die der wachsenden Forderung nach einer Reduzierung des Kunststoffverbrauchs nachkommen wollen.

Wie unterstützt Actega seine Kunden bei der Umstellung auf Papier und Karton?

 Wilke Föllscher: Bei unseren Barrierebeschichtungen kommt zum Beispiel die Yunico-Technologie zum Einsatz, die die Entwicklung kundenspezifischer Beschichtungen für verschiedene Anwendungen mit regulatorischer Sicherheit ermöglicht. Mit dieser Technologie ist Actega in der Lage, jedem seiner Partner passgenaue Lösungen anzubieten, um den Übergang zu wasserbasierten Beschichtungen so nahtlos wie möglich zu gestalten – sowohl für den Converter selbst als auch für dessen Kunden.

Actega bietet nicht nur individuelle Lösungen für die Bedürfnisse jedes Kunden, sondern verfügt auch über ein dediziertes Barriereteam, dass die Kunden während des gesamten Prozesses begleitet und bei der Umsetzung unterstützt. In enger Zusammenarbeit mit allen Partnern in der Wertschöpfungskette entwickelt Actega die am besten geeignete Lösung und stellt sicher, dass sie die Erwartungen und Anforderungen an Beschichtung, Anwendung und Substratkompatibilität erfüllt. Die Empfehlung der richtigen Barrierelösung erfordert spezielle Informationen und Kenntnisse. Das Team von Actega bietet diese Expertise und arbeitet eng mit seinen Kunden zusammen, um die besten Ergebnisse zu erzielen.

Wie sehen Sie die zukünftige Entwicklung der Verpackungsindustrie und welche Bedeutung werden nachhaltige Lösungen wie ACTGreen Barrier Coatings dabei haben?

Wilke Föllscher: Die Nachhaltigkeit von Verpackungen wird immer mehr in den Mittelpunkt rücken, denn ein wichtiges Kriterium ist ihre Wiederverwertbarkeit und Umweltverträglichkeit. Da der Markt Wert auf Nachhaltigkeit legt, müssen Marken ihre Ansprüche untermauern. Verpackungen müssen nicht nur nachhaltig aussehen, sie müssen auch tatsächlich nachhaltig sein. Ein Schlüsselelement dabei ist die Recyclingfähigkeit der Verpackung.

Converter spielen eine zentrale Rolle in der Wertschöpfungskette. Sie tragen entscheidend dazu bei, dass Marken und Verpackungshersteller ihre Nachhaltigkeitsziele erreichen, indem sie barrierebeschichtete Papiere und Kartons anbieten, die leicht zu recyceln sind. ACTGreen® Barrier Coatings sind ein wichtiger Faktor, um sicherzustellen, dass diese Papiere auf breiter Basis angenommen werden.

Indem wir unseren Kunden helfen, von PE-kaschiertem Karton auf wasserbasierte Beschichtungen umzusteigen, ohne Kompromisse bei der Funktionalität einzugehen, kann Actega den Übergang von Kunststoff zu Papier unterstützen, wo immer dies möglich ist. Dies ist eine große Herausforderung, aber auch eine große Chance. Vor allem für diejenigen, die bei einer Veränderung des Marktverhaltens von Anfang an ganz vorne mit dabei sein wollen.