Wellpappenindustrie: gesamtwirtschaftlich schwierige Lage führte zu Absatzrückgang
von Ansgar Wessendorf,
Der Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Leistung in Deutschland hatte 2023 für die Wellpappenindustrie deutliche negative Folgen. Zusätzlich belastet wurde die Branche durch Pläne der Europäischen Kommission, für E-Commerce- und bestimmte Transportverpackungen rigide Mehrwegquoten einzuführen. Diese drohten nicht nur Wellpappe in ungerechtfertigter Weise zu benachteiligen, sondern auch erklärte Nachhaltigkeitsziele der Europäischen Union zu gefährden, so der Verband der Wellpappen-Industrie e. V. (VDW).
„Die erhoffte wirtschaftliche Erholung ließ 2023 auf sich warten. Zwar erlebte unsere Branche nach dem turbulenten Auf und Ab der Vorjahre erstmals wieder stabilere Verhältnisse – bedingt durch die negative Gesamtlage bewegten sich jedoch Absatz, Auftragseingang und Produktion auf deutlich niedrigerem Niveau. Somit mussten wir gegenüber 2022 erhebliche Einbußen hinnehmen“, resümiert der Vorsitzende des VDW Dr. Steffen P. Würth.
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Beim Absatz verzeichneten die im VDW organisierten Unternehmen 2023 gegenüber dem Vorjahr ein Minus von 8,1 Prozent. Mit 7.348 Millionen Quadratmetern ist der Wellpappenabsatz im Vergleich zu 2022 um 681 Millionen Quadratmeter gesunken. Die Verluste beim Umsatz fielen noch härter aus; hier ergab sich für 2023 ein Minus von 13,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Ein ähnlich starkes Absinken beim Umsatz erlebte die Branche zuletzt 2009 im Zuge der damaligen Finanzkrise. Die Durchschnittserlöse sanken ebenfalls: Hier summierte sich der Rückgang im Jahresverlauf auf insgesamt 13,3 Cent pro Quadratmeter.
„Da Wellpappe mit 67,1 Prozent nach wie vor die mit Abstand wichtigste Transportverpackung in Deutschland darstellt und unsere Branche entsprechend eng an die gesamtwirtschaftliche Entwicklung gekoppelt ist, überraschen die herben Verluste nicht. Sie führen aber auch klar vor Augen, dass die Wellpappenindustrie 2023 weiterhin starken Belastungen ausgesetzt war“, erklärt Würth. Trotz dieser Situation hätten die VDW-Mitglieder auf den gesunkenen Preisdruck beim Wellpappenrohpapier reagiert und ihre eigenen Preise angepasst. „Unsere Kundinnen und Kunden konnten also inmitten einer gesamtwirtschaftlich herausfordernden Lage davon profitieren, dass die Wellpappenindustrie die Abnehmerseite entlastet hat“, betont Würth. Dies gelte umso mehr, als sich der durchschnittliche Wellpappenrohpapierpreis von Sommer bis Herbst 2023 auf einem hohen Niveau eingependelt hatte, das immer noch klar über demjenigen des Vor-Pandemiejahres 2019 lag. Auch seien 2023 Kosten in vielen Bereichen gestiegen, so etwa beim Personal (+6,2 Prozent pro beschäftigter Person). Hinzu kämen erhöhte Belastungen durch vermehrte regulative Auflagen.
Über den Verband der Wellpappen-Industrie e. V. (VDW)
Der VDW vertritt als Sprachrohr der Wellpappenindustrie die Interessen von derzeit 31 Mitgliedsunternehmen mit rund 100 Werken und über 18.000 Beschäftigten in ganz Deutschland. Damit repräsentiert der Verband über 80 Prozent der deutschen Wellpappenproduktion. 2023 setzten die im VDW organisierten Unternehmen 7.348 Millionen Quadratmeter Wellpappe ab. Die Recyclingquote des Materials liegt bei 95,3 Prozent. Über zwei Drittel aller Waren in Deutschland werden in Verpackungen aus Wellpappe transportiert. Im E-Commerce liegt der Anteil der Wellpappenverpackungen bei 90 Prozent.