Jetzt erschienen! Die neue Flexo+Tief-Druck mit dem Special "Digital Printing today""
Editorial: Verlorenes Terrain wieder wettmachen
von Ansgar Wessendorf,
Auf der diesjährigen Veranstaltung „International Gravure Days“ des Europäischen Tiefdruckverbands (ERA), die Mitte Oktober stattfand, herrschte eine allgemeine Erleichterung vor. Die erfolgreiche Entwicklung des Chrom(III)-Prozesses zur Schutzbeschichtung von Tiefdruckzylindern bietet den Vorstufenunternehmen und Druckern nun die Gewissheit, auch langfristig in Europa Tiefdruckzylinder herstellen zu können, selbst wenn der Chrom(VI)-Prozess in Zukunft wohl nicht mehr zulässig sein wird.
Umweltfreundlicher und effizienterer Energieverbrauch
Ohne den Chrom(III)-Prozess gäbe es derzeit keine Alternative zum Chrom(VI), was die Tiefdruck-industrie insgesamt gefährden würde. Dies ist von besonderer Bedeutung, da der Chrom(VI)-Prozess auch auf PFAS-Substanzen angewiesen ist, bei denen ebenfalls die Gefahr besteht, dass sie in naher Zukunft verboten werden. Somit hat die Tiefdruckbranche die Möglichkeit, auf einen deutlich umweltfreundlicheren und ausgereiften Verchromungsprozess zu wechseln, der keine gefährlichen Chemikalien erfordert und zudem weniger Energie verbraucht.
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Digitale Prozessüberwachung
Eine neue Generation von Galvanikbädern für die Verchromung mit Chrom(III), die zukünftig auch für Aufkupferung, Entfettung und Entchromung eingesetzt wird, ist eine wegweisende Technologie, die eine digitale Prozessüberwachung ermöglicht. Diese Lösung revolutioniert die Produktion von Tiefdruckzylindern, indem sie Echtzeitdaten in bisher unerreichtem Maße automatisch erfasst, analysiert und Fehler innerhalb sehr enger Toleranzbereiche schnell korrigiert.
Übergeordneter Standard für den Tiefdruck
Ebenfalls für Aufmerksamkeit sorgte David Möller, CEO von 4Packaging, als er auf dem ERA-Event seine Vision eines übergeordneten Tiefdruck-Standards für den Verpackungstiefdruck erläuterte. Sein Ansatz besteht darin, den Aufwand und damit die Kosten für die Erstellung von Fingerprints zu reduzieren, indem die daraus generierten Farbprofile uneingeschränkt für Tiefdruckunternehmen zur Verfügung stehen. Der Tiefdruck hätte in diesem Fall einen Vorteil gegenüber dem Flexodruck, da er über keinen übergeordneten Standard verfügt.
In der Vergangenheit gab es immer wieder ähnliche Initiativen, doch diesmal scheinen die großen Gravurhäuser und Verpackungsdruckereien (mit eigener Tiefdruckzylinderherstellung) bereit zu sein, diesen Weg gemeinsam zu beschreiten.
Der Chrom(III)-Prozess, die digitale Transformation der Tiefdruckformherstellung und ein übergeordneter Standard werden die Wettbewerbsfähigkeit des Verpackungstiefdrucks stärken und damit verlorenes Terrain gegenüber dem Flexodruck wieder wettmachen.