Koenig & Bauer, ein Technologieanbieter mit Fokus auf Spezialdruckanwendungen, insbesondere im Verpackungsbereich, erwartet aufgrund der Zahlen der ersten neun Monate und dem Ausblick auf das vierte Quartal ein schwächeres Geschäftsjahr 2023 als ursprünglich angenommen. Unter der Annahme, dass sich die Rahmenbedingungen nicht weiter verschlechtern, geht Koenig & Bauer nun davon aus, das Umsatzziel von rund 1,3 Mrd. Euro mit einem Ergebnis vor Steuern und Zinsen (EBIT) von 25 – 35 Mio. Euro zu erreichen.
„Wir bestätigen nach wie vor unsere mittelfristige Prognose, da wir deutlich sehen, dass unser Fokus auf dem strukturell und nachhaltig wachsenden Verpackungsmarkt sich Stück für Stück auszahlt“, kommentiert Vorstandssprecher Dr. Andreas Pleßke.
Sechs strategische Wachstumsfelder im Verpackungsdruck
Koenig & Bauer sieht sich weiterhin in einem strukturellen Wachstumsmarkt, der jedoch vorübergehend von der aktuellen weltweiten Konjunkturlage gedämpft wird. Ein unverändert positiver Treiber ist die global wachsende, konsumfreudige Mittelschicht und damit auch der vom Unternehmen führend belieferte Verpackungsmarkt in den Bereichen Lebensmittel, Getränke und schnelllebige Konsumgüter. Koenig & Bauer liefert Maschinen, Anlagen und Serviceleistungen für diesen Markt. Zu den sechs Wachstumsfeldern gehören der Wellpappenbereich sowie verschiedene Digitaldruckanwendungen, flexible Verpackungen und der gesamte Workflow zur Herstellung von Faltschachteln inklusive der passenden Workflow-Software. Weitere digitale Geschäftsmodelle sowie das Wachstumsfeld Consumables für den Digitaldruck runden die zukünftigen Wachstumsaussichten ab. Allerdings beobachtet Koenig & Bauer derzeit eine vorübergehende Investitionszurückhaltung aufgrund der Konjunkturlage, die sich auch in den Zahlen des dritten Quartals niederschlägt.
Auftragseingang in verschiedenen Segmenten unterschiedlich
Der Auftragseingang betrug in den ersten neun Monaten 831,3 Mio. Euro, ein Rückgang um 19,0 %. Der Vorjahreswert wurde insbesondere durch eine überdurchschnittliche Nachfrage im Segment Sheetfed geprägt. Diese hatte sich erwartungsgemäß bis zum ersten Halbjahr auf ein robustes Nachfrageniveau reduziert. Im dritten Quartal kam es jedoch zu einer spürbaren Eintrübung. Im Gegensatz dazu lag der Auftragseingang im Segment Digital & Webfed deutlich über dem Vorjahreswert, und das Segment Special lag trotz einer Verzögerung im Auftragseingang nahezu auf dem Vorjahresniveau. Damit lagen die Bestellungen leicht unter dem Branchendurchschnitt für Druckereimaschinen, der in den ersten neun Monaten einen Rückgang im Auftragseingang von 16,1 % verzeichnete.
Das Verhältnis von Auftragseingang zu Umsatz (Book-to-bill-Ratio) lag trotz des Umsatzanstiegs in den ersten neun Monaten bei 0,93. Der Auftragsbestand betrug zum Stichtag 890,6 Mio. Euro und lag planmäßig um 13,3 % unter dem Vorjahreswert von 1.027,0 Mio. Euro, bedingt durch erfolgte Auslieferungen.
Der Konzernumsatz stieg in den ersten neun Monaten um 10,6 % auf 891,1 Mio. Euro. Das Bruttoergebnis des Umsatzes lag bei 240,7 Mio. Euro, und die Bruttomarge blieb stabil bei 27,0 % (Vorjahresniveau 27,1 %). Der Umsatzanstieg in der Branche betrug laut VDMA in den ersten neun Monaten 6,4 %. Der Umsatz im dritten Quartal lag hauptsächlich aufgrund eines schwächeren Umsatzbeitrags aus dem Segment Special mit 294,7 Mio. Euro um 6,1 % unter dem Vorjahreswert.
Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) verbesserte sich in den ersten neun Monaten um 0,9 Mio. Euro auf -2,1 Mio. Euro (Vj.: -3,0 Mio. €). Die operative Verbesserung ist trotz der Anlauf- und Nachlaufkosten im Segment Digital & Webfed hauptsächlich auf den in Summe positiven Volumen- und Mixeffekt sowie die Fähigkeit, die Inflationskosten durch die angekündigten Preiserhöhungen größtenteils auszugleichen, zurückzuführen. Im dritten Quartal war ein EBIT-Rückgang von 10,8 Mio. € auf 3,3 Mio. € zu verzeichnen, jedoch konnte unterjährig eine Verbesserung erzielt werden.
Bei einem unter dem Vorjahresniveau liegenden Zinsergebnis von -13,1 Mio. €, hauptsächlich aufgrund gestiegener Zinsen gegenüber Kreditinstituten, ergibt sich ein Ergebnis vor Steuern (EBT) von -15,2 Mio. €. Nach Steuern vom Einkommen und Ertrag lag das Konzernergebnis zum 30. September 2023 bei -12,2 Mio. €. Dies entspricht einem anteiligen Ergebnis je Aktie von -0,75 € (Vj.: -0,70 €).
Trendwende im Segment Digital & Webfed erreicht
In den ersten neun Monaten 2023 stieg der Auftragseingang im Segment Digital & Webfed um 49,3 % auf 132,9 Mio. Euro (Vj.: 89,0 Mio. Euro) aufgrund der Nachfrage nach den Rollendigitaldruckanlagen RotaJET und HP sowie den Wellpappe- und Flexodruckmaschinen. Der Umsatz lag mit 102,3 Mio. Euro um 7,5 % über dem Vorjahreswert von 95,2 Mio. Euro. Das EBIT war noch von Anlauf- und Nachlaufkosten im Zusammenhang mit der Einführung der neuen Produkte im Flexo-, Wellpappe- und Digitaldruck belastet und lag nach neun Monaten bei -19,9 Mio. € (Vj.: -14,7 Mio. €).
Segment Sheetfed lag der Auftragseingang in den ersten neun Monaten 2023 bei 454,4 Mio. € und damit um 30,2 % unterhalb des extrem hohen Vorjahreswerts, der auch durch Nachholeffekte aufgrund der Covid-Pandemie sowie durch eine stärkere Bevorratung der Kunden und der Brandowner aufgrund der Liefer- und Materialengpässe geprägt war. Diese hatte sich erwartungsgemäß bis zum ersten Halbjahr auf ein robustes Nachfrageniveau reduziert. Der Umsatz erhöhte sich um 17,0 % auf 531,4 Mio. Euro (Vj.: 454,1 Mio. Euro). Das EBIT lag mit 12,1 Mio. Euro zum 30. September 2023 deutlich über dem Vorjahreswert von 4,0 Mio. Euro.
Das Unternehmen konnte Ende Oktober die Refinanzierung des bestehenden Konsortialkredits vorzeitig erfolgreich abschließen und sorgt damit für die mittelfristige Sicherstellung seiner Finanzierungsstabilität.