Flexo+Tief-Druck: Wo geht es hin in der Verpackungsherstellung?
Marktumfrage 2023: Friedrich von Rechteren, Global Commercial Vice President bei XSYS
von Ansgar Wessendorf,
Was kann Ihrer Ansicht nach getan werden, dass vielfach negative Image sowie die oft unterschätzte Bedeutung von Verpackungen zu korrigieren, um damit eine mehr sachgerechte Beurteilung durch Konsumenten und Staat zu erreichen?
Ein Hauptgrund für das negative Image – im Speziellen der Kunststoffverpackungen – resultiert aus der einseitigen Berichterstattung über die Folgen unsachgemäßer Handhabe des Verpackungsmülls (zum Beispiel Verschmutzung der Ozeane). Über den eigentlichen Zweck einer Verpackung, bspw. die signifikante Reduzierung von “Food Waste”, und über die positiven Eigenschaften als Zwischenprodukt von Fossilen Rohstoffen zur Wärme-bzw. Energiegewinnung wird leider nur selten aufgeklärt. Daher liegt es an den Verbänden wie bspw. Plastics Europe oder aber auch nachgelagerten länderspezifischen Fachverbänden ihre mediale Aufklärung in Richtung Konsument zu erhöhen.
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Des Weiteren treten Verpackungshersteller und Zulieferer selten in Erscheinung und erreichen somit auch eine geringe Einflußnahme auf die Öffentlichkeit. Auch hier besteht Nachholbedarf, um das Image der Verpackungen nachhaltig zu verbessern und zu stärken.
Welche konkreten Maßnahmen unternehmen Sie in Ihrem Bereich der Wertschöpfungskette zur Förderung der Nachhaltigkeit von Verpackungen ohne Beeinträchtigung der Funktionsfähigkeit?
XSYS setzt voraus, dass Zulieferer einen angemessenen Prozentsatz an recyklierten Material in den Verpackungen aber auch Rohmaterialien verwendet. Des Weiteren verwenden wir ausschließlich Holz- und Pappverpackungen, welche direkt in den Kreislauf zurückgeführt werden können. XSYS erhöht jährlich die Rücknahme von Verpackungen – insbesondere Holzkisten – und führt diese mehrmaliger Verwendung zu.
Wie beurteilen Sie persönlich die Zukunftsfähigkeit der Verpackungsbranche?
Die Grundsätzlichen Dynamiken und Wachstumsfaktoren der Verpackungsbranche sind unverändert in Takt. Die Weltbevölkerung wächst, immer mehr Menschen erlangen Zugang zu mehr Vermögen und streben somit nach Konsum von Produkten, die Verpackungen benötigen. Ein weiterer Wachstumsfaktur ist der Trend weg von der Großfamilie zu kleineren Familien bis hin zum Single dasein. Dies erfordert kleinere Verpackungseinheiten bei gleicher oder wachsender Menge an Lebensmitteln, welche verpackt werden müssen.
Während der letzten Monate ist die Verpackungsbranche, wie auch viele andere Industrien, von steigenden Rohstoff- und Energiekosten herausgefordert. Eine Weitergabe diese Kosten an den Konsumenten konnte nur zum Teil erfolgen, daher hat die Profitabilität entlang der Wertschöpfungskette stark gelitten. Für die kommenden Monate sind weitere Preiserhöhungen vonnöten, um diese Imbalance wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
Grundsätzlich sehen wir die Verpackungsindustrie aber nicht stärker belastet als andere energieintensive Branchen.