Flexo+Tief-Druck: Wo geht es hin in der Verpackungsherstellung?
Marktumfrage 2023: Dr. Kai K. O. Bär, Inhaber und Geschäftsführer von adphos
von Ansgar Wessendorf,
Was kann Ihrer Ansicht nach getan werden, dass vielfach negative Image sowie die oft unterschätzte Bedeutung von Verpackungen zu korrigieren, um damit eine mehr sachgerechte Beurteilung durch Konsumenten und Staat zu erreichen?
In den öffentlichen Diskussionen sind mehr die notwendigen und positiv resultierenden Wirkungen der jeweiligen Verpackungen in den Vordergrund zu rücken. Die Schutzfunktion von Verpackungen verlängert die Haltbarkeit und sichert die Qualität von Lebensmitteln und trägt somit entscheidend zur Abfallreduktion bei, was in Case Studies quantitativ dargestellt werden sollte. Auch sollte in diesem Zusammenhang die erhöhten Kosten benannt werden, welche der Verbraucher hinnehmen muss, um nachhaltige, recyclebare Verpackungen weiter voranzubringen. Zudem ist das heutige, häufig vorzufindende Green/Nachhaltigkeits-Bashing zu vermeiden bzw. offensiv zu kritisieren.
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Welche konkreten Maßnahmen unternehmen Sie in Ihrem Bereich der Wertschöpfungskette zur Förderung der Nachhaltigkeit von Verpackungen ohne Beeinträchtigung der Funktionsfähigkeit?
Die adphos aNIR-Trocknungstechnologie ermöglicht vollständige elektro-thermische Trocknungs- und Heizprozesse bei der Herstellung und Veredelung von Verpackungsmaterialien. Hiermit können enorme Energieeinsparungen (mehr als 60 % gegenüber fossilbefeuerten Konvektionstrocknern) generiert werden. Die anfallende Makulaturquote während der Produktion als Folge möglicher, dynamischer Anpassungen der Prozessparameter ist um Faktoren reduzierbar. Außerdem lassen sich neue und bisher nur mit großem Kostenaufwand herstellzustellende Verpackungen (i.b. Zellulose sowie Nanozellulose basiert, wässrige Beschichtungen) erst dank der aNIR-Technologie konkurrenzfähig produzieren.
Wie beurteilen Sie persönlich die Zukunftsfähigkeit der Verpackungsbranche?
Für zukünftige Verpackungslösungen sind die gesellschaftlichen Trends und die berechtigten Umweltaspekte seriös zu adressieren. Des Weiteren hinaus müssen hierzu auch die jeweiligen ökologischen und ökonomischen Ressourcen quantitativ (ausdrücklich nicht nur oberflächlich) erfasst und dargelegt werden. Dadurch wird die positive und notwendige Wirkung von Verpackungen – bei weiterem Bevölkerungswachstum und dem heute noch zehnprozentigem Anteil in Armut lebender Menschen – anerkannt, was wiederum zu weiteren positiven Marktchancen führt. Hohe Energiepreise sowie lange und komplizierte Lieferketten beschleunigen den Druck zum Wandel hin zu energieeffizienten Prozessen, weg von ausschließlich kostenminimierten Massenproduktionen in arbeitsfeindlichen Umgebungen.