Kreislaufwirtschaft

Was eigentlich ist ein Kunststoffrezyklat?

Kunststoffrezyklat
Kunststoffrezyklat als wichtiges Element einer wirksamen Kreislaufwirtschaft (Quelle: digitalstock - Fotolia)

Im Zusammenhang mit dem mittlerweile omnipräsenten Thema der Nachhaltigkeit und hier insbesondere von Verpackungen, taucht vermehrt der Begriff „Rezyklat“ auf. Was aber ist ein Rezyklat, woher stammt es und welche Unterscheidungen müssen gemacht werden?

Kleine, aber feine Unterschiede

Grundsätzlich handelt es sich bei Rezyklaten zumeist um Kunststoffe. Obwohl sich andere Materialien wie Glas oder Papier durchaus auch recyceln lassen, um dann wieder als Sekundärrohstoff eingesetzt zu werden, wird dieser Begriff kaum dafür benutzt.

Anzeige

Bei Rezyklaten handelt es sich also um Kunststoffe, die bereits mindestens einmal durch den Materialkreislauf geführt wurde. Doch über diese grundsätzliche Definition hinaus muss unterschieden werden hinsichtlich verschiedener Qualitätsstufen, die auf das Ausgangsmaterial des jeweiligen Rezyklats zurückzuführen sind.

Bezüglich der Ausgangsmaterialien wird hauptsächlich zwischen Post-Industrial-Rezyklat (PIR) und Post-Consumer-Rezyklat (PCR) unterschieden. Bei PIR handelt es sich um Ausschussmaterial aus der Herstellung, die anschließend sofort dem Recycling zugeführt werden und so wieder in die Produktion zurückfließt. Im Gegensatz dazu handelt es sich bei PCR um fertige Produkte, die von Verbrauchern gekauft, gebraucht und anschließend über den gelben Sack oder die gelbe Tonne entsorgt wurden.

Damit ein Kunststoff, der schon einmal einen Recyclingprozess durchlebt hat, sich in seiner Benennung vom Primärkunststoff unterscheidet, wird meistens der Buchstabe „R“ dem Materialnamen vorangestellt. Also rPET, rPP, rHDPE, rLDPE und so weiter. Das „R“ steht in diesem Fall für recycelt und wird häufig klein geschrieben.

Wie wird Kunststoffrezyklat hergestellt?

Gebrauchter Kunststoff muss zunächst sortenrein aufgeteilt, verpresst und zerkleinert werden. Um mögliche Verunreinigungen wie Fremdkunststoffe oder andere Fremdmaterialien zu entfernen, muss er noch gewaschen werden. Der weitere Vorgang ist abhängig von der Kunststoffsorte und der späteren Anwendung. Beim Prozess der Regranulierung wird das so gewonnene Regranulat wird anschließend mittels Extrusionsblasen, Extrudieren, Spritzgießen oder Umformen zu neuen Produkten verarbeitet. Allerdings erübrigt sich in manchen Fällen der Schritt des Regranulierens, da Altkunststoff auch durch chemisches, mechanisches oder lösemittelbasiertes Recycling zu Rezyklat aufbereitet werden kann.

Eine Recyclingquote von 92%

Nach Angaben des Statistischen Bundesamts fielen 2019 in Deutschland 5,5 Millionen Tonnen Verpackungsmüll an. Davon wurden etwas mehr als 5 Millionen Tonnen stofflich verwertet, was einer Recyclingquote von 92% entspricht. In diesem Verpackungsmüll ist jedoch nicht nur Kunststoff enthalten, sondern auch Verbundwerkstoffe oder Weißblech.

Für die Verarbeitungsmengen von Kunststoff in Deutschland gibt der Fachverband für Kunststoffrecycling für 2019 eine Gesamtverarbeitungsmenge von insgesamt 14,2 Million Tonnen an. Davon waren 1,9 Millionen Tonnen Rezyklat, was einem Materialanteil von 13,7% entspricht. Rezyklat steht also schon in größeren Mengen in Deutschland zur Verfügung, problematisch ist jedoch häufig die Qualität. Um aus Kunststoffabfällen sortenreines Rezyklat mit einschätzbaren Eigenschaften zu gewinnen, bedarf es unabdingbar einer entsprechend differenziert ausgerichteten Abfallsortierung. Zusätzlich kann damit auch ein Downcycling verhindert werden, also eine Verschlechterung der Leistungsfähigkeit der wiedergewonnenen Kunststoffe. Eine weitere Hürde kann darin bestehen, ein Qualitätszertifikat für die Abnehmer zur Verfügung zu stellen, aus dem präzise hervorgeht, für welche Anwendungen das erworbene Recyklat geeignet ist – und für welche nicht!

Energieeinsparung im Vergleich mit Primärkunsstoff

Eine Studie aus Schweden kommt zu der Erkenntnis, dass die CO2-Bilanz der Herstellung von Rezyklat geringer ist, als bei der Primärproduktion. Pro Kilogramm Plastik können 0,8 Kilogramm CO2-Äquivalent eingespart werden, wenn Recycling anstelle der Primärproduktion stattfindet. Das liegt daran, dass die Förderung, der Transport und die Raffinerie von Erdöl viel Energie verbrauchen und zusätzlich bei Ölbohrungen das klimaschädliche Methan frei wird. Alle diese Schritte sind beim Kunststoffrecycling nicht mehr notwendig, weshalb Rezyklat eine bessere Klimabilanz als Primärkunststoff hat.