Ein Interview mit Giuseppe Rossi, der seit mehr als 20 Jahren das Unternehmen Vetaphone in Italien vertritt
Herr Rossi, bitte schildern Sie uns kurz Ihren persönlichen Hintergrund.
Giuseppe Rossi: Ich wurde 1964 in Castellanza, im Norden von Mailand, geboren und habe eine technische Ausbildung im Bereich Maschinenbau durchlaufen, auf deren Grundlage ich meine Karriere aufbaute. In meinen jüngeren Jahren und noch frei von familiären Verpflichtungen, bereiste ich leidenschaftlich gerne den afrikanischen Kontinent. Nach einer letzten Reise in den frühen 1990er-Jahren hat es mir die Arbeit leider nicht mehr erlaubt, dieser Passion nachzugehen. Aber ein Teil von mir lebt noch immer in Afrika.
Wie verlief Ihr Einstieg in die Extrusions- und Druckbranche?
Giuseppe Rossi: Ich sammelte meine ersten beruflichen Erfahrungen in einem kleinen Maschinenbauunternehmen. Doch die dortigen damit verbundenen Herausforderungen erwiesen sich für meine fachliche Weiterentwicklung als nicht ausreichend. Daher wechselte ich in ein größeres Unternehmen und dies war mein eigentlicher Einstieg in die technische Industrie. Auf diesem Wege kam ich mit dem Bereich der Extrusion in Berührung. In der Folge beschloss ich, meine bis dahin erworbenen Kenntnisse und mein Engagement auf Märkte auszudehnen, die eng mit der Extrusion verbunden sind. Ich stellte dann sehr schnell fest, dass die Druckindustrie nicht nur meine Neugier und mein Interesse befriedigte, sondern auch meine Phantasie anregte.
Für welche Unternehmen haben Sie zunächst gearbeitet?
Giuseppe Rossi: Ich kam zunächst zu Ghioldi, einem Familienunternehmen mit Sitz in Marnate, das seit 1962 Blas- und Gießfolienextrusionsanlagen für Folien mit bis zu sieben Schichten produzierte und leider 2012 in Konkurs ging. Nach sechs guten Jahren bei Ghioldi kam ich zu Dolci Extrusion, die mir größte Möglichkeiten in diesem Marktsegment boten. Dies führte mich schließlich zu der Entscheidung, mein eigenes Unternehmen zu gründen.
Wann haben Sie diesen Schritt unternommen und mit welcher Motivation?
Giuseppe Rossi: Die Idee dazu hatte ich schon im Verlauf des Jahres 1998. Vor dem Hintergrund meiner Erfahrungen mit den Dolci-Repräsentanten, die ich schon seit einiger Zeit in verschiedenen Ländern unterstützt hatte, reizte es mich zunehmend, meine Karriere neu auszurichten. Ich war davon überzeugt, es alleine besser machen zu können und wollte dies mit der Gründung meines eigenen Unternehmens Polyfilm SAS mit Sitz in Gallarate (VA) im Januar 1999 in die Tat umsetzen.
Wie und wann wurden Sie erstmals auf Vetaphone aufmerksam?
Giuseppe Rossi: Der Bereich der Extrusion und damit Maschinen für die Verarbeitung von Kunststoffmaterialien ist noch immer meine hauptsächliche unternehmerische Aktivität. Dennoch war es mir stets wichtig, mein Wissen um die darum herumgelagerten Technologien zu erweitern, um meinen Kunden damit möglichst komplette Angebots- und Supportpakete anzubieten. Ich war daher auf der Suche nach einem hochqualitativen und zuverlässigen Hersteller von Corona-Behandlungsanlagen. Auf der Kunststoffmesse K im Jahr 1998 in Düsseldorf war ich erstmals auf Vetaphone aufmerksam geworden. Produkte wie Service des dänischen Unternehmens haben mich schnell überzeugt und so nah ich die entsprechenden Kontakte auf.
Wie wurden Sie zum Repräsentanten von Vetaphone in Italien?
Giuseppe Rossi: Rückblickend war es wohl durchaus eine gegenseitige Herausforderung. Sie müssen bedenken, zum damaligen Zeitpunkt war Vetaphone trotz des guten Rufs noch eine in Italien völlig unbekannte Marke. Darüber hinaus ist der italienische Markt charakterisiert durch ein sehr hohes Niveau von Wettbewerb und Kundenanforderungen. Daher möchte ich nicht verhehlen, dass die ersten Jahre durchaus nicht einfach waren. Dennoch war es eine richtige Entscheidung für beide Seiten und der Erfolg gibt uns recht.
Wie beurteilen Sie den Markt für die Oberflächenbehandlung in Italien?
Giuseppe Rossi: Nach meiner Einschätzung ist Italien neben Deutschland der wettbewerbsintensivste Markt in Europa. Es gibt dort viele lokale, hoch angesehene Hersteller, die Standards setzen. Verbunden durch eine gemeinsame Sprache und Mentalität fühlen sich die einheimischen Kunden daher sehr wohl dort. Als Repräsentant eines nichtitalienischen Unternehmens ist es daher besonders wichtig, wirkungsvolle Überzeugungsarbeit zu leisten. Dies bedeutet, eng mit meinen Kunden zusammen zu arbeiten, sie sehr gut zu beraten und zu unterstützen, indem ich auf ihre Wünsche eingehe. Selbstverständlich spielt in diesem Zusammenhang auch der Preis eine wichtige Rolle und es liegt an mir zu beweisen, dass Vetaphone nicht nur Produkte, sondern höchst effiziente Gesamtlösungen und entsprechende Serviceleistungen anbietet.
Sehen Sie neue Möglichkeiten für die Vetaphone-Technologie in Italien jenseits der traditionellen Anwendungen für flexible Verpackungen und Etiketten?
Giuseppe Rossi: Italien ist ein Markt für sämtliche Technologien im Zusammenhang mit der Kunststoffverarbeitung. Selbstverständlich gehören Schmal- und Breitbahndruck sowie die Laminierung zu den Schlüsselbereichen. Doch dazu gehört in einem weiteren Sinne auch die Extrusion, denn die Herstellung flexibler Verpackungen bedarf als Voraussetzung der aus Polymergranulaten hergestellten Folienprodukte.
Kunststoffverpackungen werden derzeit von Umweltschützern heftig kritisiert. Wie sollte darauf reagiert werden?
Giuseppe Rossi: Zunächst einmal ist nicht die Herstellung von Kunststoffverpackungen das Problem, sondern ihre anschließende Wiederverwendung oder Entsorgung. Denn bei aller Kritik darf nicht vergessen werden, dass ohne flexible Verpackungen die ebenfalls kritisierte Verschwendung von Lebensmitteln noch weiter zunehmen würde. Allein aus dem Gesichtspunkt der maximalen Ernährungssicherheit der Weltbevölkerung ist die flexible Verpackung unverzichtbar und wer sich dieser Einsicht aus welchen Gründen auch immer verschließt, muss auch die Verantwortung für die damit verbundenen Konsequenzen übernehmen. Darum mache ich mir um die Zukunft der flexiblen Verpackung grundsätzlich keine Sorgen. Was wir jedoch tun können, ist, die richtigen Polymere zu wählen und die besten Produktionsanlagen zu verwenden. Dies sind die besten Voraussetzungen für die Herstellung idealer Verpackungsprodukte, die weniger Rohstoffe und Energie verbrauchen, also nachhaltig sind und dennoch ihre Schutzfunktion für die jeweiligen Packgüter optimal erfüllen.
Kann die Plasma-Oberflächenbehandlung hierfür einen spürbaren Beitrag leisten?
Giuseppe Rossi: Ja, denn mit dem Plasmaverfahren behandelte Substrate sind wesentlich einfacher und billiger zu recyceln als die meisten der heute verwendeten oberflächenbeschichteten Materialien. Dieses Thema wird künftig immer wichtiger werden, nicht nur aus ökologischer Sicht. Denn viele der neuen Substrate, die sich aktuell in der Entwicklung befinden, sind derart hochkomplex, dass mit der Corona-Behandlung die erforderlichen Dyne-Werte nicht erreichbar sind. Daher wird in Zukunft die Plasmatechnologie für das Produktportfolio von Vetaphone eine immer wichtigere Rolle spielen.
Wie wird sich der Markt nach von der weltweiten Pandemie erholen?
Giuseppe Rossi: Die aktuelle Rohstoffknappheit ist ein sehr großes Problem, aber man sollte auch bedenken, dass jedes Problem beziehungsweise die Suche nach entsprechenden Lösungen auch oftmals völlig neue Chancen und Möglichkeiten eröffnet. Trotz der kritischen Lage, in der sich einige Marktsegmente als Folge der Pandemie noch immer befinden, sehe ich grundsätzlich doch auch vielversprechende Möglichkeiten, die eine schnelle Erholung mit überraschenden neuen Ergebnissen bewirken könnten.
Worauf sind sie im Rückblick auf Ihre Karriere am meisten stolz?
Giuseppe Rossi: Ich möchte diese Frage gerne in einem allgemeinen Sinn beantworten. Für mich war die nächste Herausforderung, also das permanente Fortschreiten von einer Stufe zur nächsten die wichtigste und fruchtbarste Quelle von Inspiration und Tatkraft. Denn wer weiß, was darauf alles entstehen kann?