Über die Herstellung digital bedruckter flexibler Verpackungen
Kleine Marken – großer Auftritt
von Ansgar Wessendorf,
Der Lebensmittelmarkt und der Markt für Gebrauchsgüter sind grundsätzlich einem ständigen Wandel unterworfen und die jeweiligen Produkte müssen sich entsprechend anpassen. Die zunehmende Personalisierung von Verpackungen wie auch die Bedingungen der aktuellen COVID-19-Pandemie beschleunigt diese Entwicklung noch zusätzlich.
Bildergalerie: Flexible Verpackungen - digital bedruckt
ePac Flexible Packaging begann seine unternehmerische Tätigkeit im Jahr 2016 mit einer Digitaldruckmaschine vom Typ HP Indigo 20000. Dies ermöglichte es dem Unternehmen, höchste Druckqualität mit Lieferzeiten von lediglich 10 Tagen anzubieten.
(Quelle: HP Indigo)
Unter dem Oberbegriff „Digital Pouch Factory“ lassen sich Komponenten und Prozesse zusammenfassen, die aus den Schritten Drucken, Laminieren und Beutelherstellung bestehen
(Quelle: HP Indigo)
Das Phänomen der „Craft-Brands“ eröffnet den Verarbeitern flexibler Verpackungen eine Fülle neuer Möglichkeiten. Um diese voll auszuschöpfen, bedarf es jedoch digitaler Herstellungstechnologien
(Quelle: HP Indigo)
HP Indigo 25K Digital Press mit mehr als 250 installierten Einheiten in über 51 Ländern ist eine praxiserprobte Lösung für digital bedruckte flexible Verpackungen
(Quelle: HP Indigo)
Darüber hinaus wird die Erwartungshaltung der Verbraucher durch den kontinuierlichen Strom maßgeschneiderter Inhalte vom Einkaufen bis hin zu sozialen Plattformen beeinflusst. Um die Aufmerksamkeit der Konsumenten und damit den wirtschaftlichen Erfolg zu erhalten, müssen die Markeninhaber auf diese Fakten und Veränderungen durch entsprechende Gestaltungsvarianten ihrer Verpackungen reagieren.
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Das Phänomen der „Craft-Brands“
Die sogenannten „Craft-Brands“, die sich bewusst von dem Massenmarkt absetzen und deren Marketingversprechen zu großen Teilen auf traditioneller Handwerkskunst und besonderen Zutaten beruht, gewinnen immer mehr Präsenz und Aufmerksamkeit. Der strategische Ansatz derartiger Marken besteht darin, ihre Nischen in zunehmend fragmentierten Märkten zu finden. Darüber hinaus zeichnet sie ein kompromissloser Qualitätsanspruch aus, der sich auf jeden Aspekt der Marke erstreckt – einschließlich der Verpackung.
Das Phänomen der „Craft-Brands“ eröffnet den Verarbeitern flexibler Verpackungen eine Fülle neuer Möglichkeiten. Um diese voll auszuschöpfen, bedarf es jedoch digitaler Herstellungstechnologien, da sie über die notwendige Flexibilität verfügen, um die damit verbundenen Anforderungen derartiger Marken an Geschwindigkeit, Spezialisierung und Nachhaltigkeit zu erfüllen.
Ein Wachstumsmarkt mit digitalen Chancen
Der Markt für flexible Verpackungen zeichnet sich aus durch kontinuierliches Wachstum. Zu diesem Ergebnis kam auch das britische Marktforschungsinstitut Smithers Pira, das jährliche Wachstumsraten von über 4% bis 2024 für den Konsumgütermarkt prognostiziert. Da flexible Verpackungen hauptsächlich in diesem Markt zum Einsatz kommen, lassen sich entsprechende Rückschlüsse auf das Wachstum des Verpackungsmarktes ziehen. Ein noch größeres Wachstum von knapp 8% erwarten die Marktforscher für die Standbodenbeutel. Das globale Marktvolumen dieser Verpackungsart soll bis 2026 auf über 20 Milliarden US-Dollar anwachsen. Obwohl der Anteil digital bedruckter Beutel aktuell noch immer minimal ist, so liegen hier doch beträchtliche Wachstumschancen.
Vier Gründe für digital bedruckte flexible Verpackungen
Vor diesem Hintergrund lassen sich zumindest vier gute Gründe für den Einstieg von Convertern in das Geschäft mit digital bedruckten flexiblen Verpackungen nennen.
Flexible Verpackung statt Etikettierung
Oftmals werden Etiketten im Nachgang auf transparente Beutel aufgebracht. Da sich jedoch die Menge der aufzubringenden Produktinformationen in den letzten Jahren stark vermehrt hat, erweist sich das begrenzte Platzangebot der Etiketten zunehmend als Problem. Wird das Etikett durch einen bedruckten Beutel ersetzt, vervielfacht sich nicht nur die Fläche zur Kommunikation der Produktbotschaften, sondern auch die Gestaltungsmöglichkeiten. Dies verbessert deutlich den Markenauftritt am Point-of-Sale. Der Digitaldruck mit seiner extremen Designflexibilität ist hierfür ein ideal geeignetes Verfahren. Daher bietet sich für entsprechend ausgestattete Etikettenhersteller die Chance, mit digital bedruckten Standbodenbeuteln zusätzliche Umsätze mit bereits bestehenden wie auch neuen Kunden zu realisieren.
Nachfüllen statt wegwerfen
Nachfülllösungen in Beutelform bieten sich insbesondere für auf Vorrat gekaufte Lebensmittel oder Nahrungsergänzungsmittel an. Im Vergleich zum Originalprodukt werden an Refill-Verpackungen geringere funktionale Anforderungen gestellt und diese zumeist in Formaten mit größeren Fassungsvolumina angeboten. Klassische Beispiele hierfür sind Salz, Gewürze oder Sportlernahrung.
Abfallmenge reduzieren
Eine im Auftrag des Branchenverbandes Flexible Packaging Europe (FPE) erstellte Studie zeigt, dass flexible Verpackungen durch geringes Gewicht und Ressourceneffizienz eindeutige Nachhaltigkeitsvorteile im Vergleich zu starren Verpackungsarten bieten. In einem Szenarium wurde untersucht, welche Auswirkung der vollständige Ersatz einer starren mit einer flexiblen Verpackung bei konservierten Lebensmitteln (z.B. Sauerkraut oder Rotkohl) haben könnte. Das Ergebnis zeigte, dass sich dadurch die jährliche Menge an Verpackungsabfall in der EU um bis zu 70% verringern ließe. Dies entspräche einer Einsparung von 21 Millionen Tonnen an Verpackungsmaterialien.
Trendprodukt „flexible Verpackung“
Flexible Verpackungen gewährleisten eine sichere Lagerung der Inhalte und schützen diese vor äußeren Einflüssen. Die Gestaltungsmöglichkeiten derartiger Verpackungen sind nicht nur äußerst vielfältig, sondern sie werden von den Konsumenten auch zumeist sehr gut angenommen. In diesem Zusammenhang hat eine Ökobilanzstudie des Instituts für Energie- und Umweltforschung (ifeu) gezeigt, dass flexible Beutel aus Mehrlagensubstraten in Bezug auf die Umweltauswirkungen eindeutige Vorteile für Produkte wie Oliven und Pastasauce bieten.
Schnelle Lieferung und keine Mindestmengen
„Mit einem Anteil von unter einem Prozent sind digital bedruckte flexible Verpackungen ein bislang noch weitgehend unbearbeiteter Markt“, erläutert Carl Joachim, Mitbegründer und CMO von ePac Flexible Packaging mit Hauptsitz in Brackley, UK. „Wir begannen unsere unternehmerische Tätigkeit im Jahr 2016 mit einer Digitaldruckmaschine vom Typ HP Indigo 20000. Dies ermöglichte es uns, höchste Druckqualität mit Lieferzeiten von lediglich 10 Tagen anzubieten. In einer Branche mit Durchlaufzeiten von bis zu sechs Wochen war das ein echtes Novum.“
Doch nicht nur die längeren Wartezeiten, sondern auch die geforderten Mindestbestellmengen und die damit verbundenen Kosten waren in der Vergangenheit oft problematische Hindernisse für Craft-Brands. Mit digitalen Lösungen können Anbieter flexibler Verpackungen die gestiegene Nachfrage nach Kleinauflagen innerhalb weniger Tage bedienen, ohne dabei Kapazitäten auf ihren analogen Drucksystemen zu blockieren. Die entsprechenden Maschinensysteme stehen den Betrieben durchaus zur Verfügung. So ist beispielsweise die HP Indigo 25K Digital Press mit mehr als 250 installierten Einheiten in über 51 Ländern eine praxiserprobte Lösung für digital bedruckte flexible Verpackungen. Sie ermöglicht Verpackungsherstellern die konsequente Einhaltung strengster Markenstandards in einer dem Tiefdruck vergleichbaren Qualität.
Carl Joachim resümiert die positiven Auswirkungen einer derartigen Ergänzung des bisherigen Leistungsportfolios: „Es gibt buchstäblich Tausende dieser kleinen bis mittelgroßen Marken, und hinter ihnen stecken junge Unternehmer, die etwas bewegen wollen. Nach Ausführung erster Aufträge werden die meisten von ihnen zu Stammkunden.“
Converter wie ePac haben sich dank der Digitaldrucktechnologie von Unternehmen wie HP Indigo als verläßliche Anlaufstelle für zahlreiche junge Craft-Brands positioniert. Seit Jahren profitieren sie von beachtlichen Zuwächsen und treiben gleichzeitig die internationale Expansion voran. Der Erfolg von ePac zeigt sich auch darin, dass der Verpackungskonzern Amcor vor wenigen Monaten Anteile von ePac erworben hat.
In wenigen Tagen zum fertigen Beutel
Die digitale Bedruckung ist jedoch nur ein Einzelaspekt im Gesamtprozess, denn die Kombination mit einer Komplettlösung für die „End-to-end-Beutelproduktion“ bietet ebenfalls große Wachstumspotenziale. Unter dem Oberbegriff „Digital Pouch Factory“ lassen sich Komponenten und Prozesse zusammenfassen, die aus den Schritten Drucken, Laminieren und Beutelherstellung bestehen. Bei der Laminierung kommen unterschiedliche Verfahren zum Einsatz: die lösemittelfreie Laminierung auf Wasserbasis, die thermische Laminierung und das e-Beam Verfahren. Die Digital Pouch Factory ermöglicht mehr Individualität, Nachhaltigkeit und Effizienz in der Lieferkette und hilft den Verarbeitern, Aufträge jeder Größe rechtzeitig und profitabler auszuführen.
Für Rootree, einem Anbieter digital bedruckter Verpackungen aus Kanada, hat die Inbetriebnahme einer Digital Pouch Factory dazu geführt, dass sie mit weniger Ressourcen mehr für ihre Kunden tun können. Mit nur sieben Mitarbeitern, zwei HP Indigo 20000, einem Laminator von Karlville, einer Schneidemaschine und einer Beutelmaschine erzielt das Unternehmen eine außergewöhnliche Produktivität: 63 unterschiedliche Produktvarianten (SKU), 200.400 Beutel und 12.300 Meter Rollenmaterial an einem Tag sind keine Seltenheit.
Nachhaltigkeit: Mehr als ein Trend
Für innovative Verpackungshersteller wie ePac und Rootree sowie umweltbewusste Craft-Brands ist Nachhaltigkeit mehr als ein Modewort oder ein grüner Aufkleber auf einem Beutel. Es ist ein Kernprinzip und eine Voraussetzung für den Erfolg. Durch den Verzicht auf Druckplatten und Zylinder sowie die Möglichkeit, auf recycelten und biologisch abbaubaren Substraten zu drucken, reduzieren digital bedruckte flexible Verpackungen spürbar die Umweltauswirkungen der Herstellungsprozesse im Vergleich zu den diesen Bereich bislang dominierenden Verfahren Flexo- und Tiefdruck.