Der Proof ist das wichtigste Abstimmungsmittel zwischen Auftraggeber und Druckerei. Je besser der Proof an die Bedingungen des Fortdrucks angepasst ist, desto schneller und sicherer ist ein Ergebnis erreichbar, dass der Kunde bereits vorab als verbindliche Vorgabe abgezeichnet hat. Für den Bereich der CMYK-Prozessfarben gibt es mit dem Fingerprint eine branchenweit etablierte Vorgehensweise zur Abstimmung des Proofs auf den Fortdruck.
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Bezüglich Sonderfarben werden oftmals noch Standardfarbtabellen – wie beispielsweise aus der Pantone Coated Bibliothek – genutzt, die vom Anbieter des Proofsystems fest hinterlegt sind. Bei dieser Technologie ergeben sich allerdings eine Reihe von Einschränkungen für die hochwertige Simulation des tatsächlichen Druckergebnisses:
Volltöne
Bei der Berechnung eines Farbrezeptes mit Original-Druckfarbe auf Original-Substrat kann sich zeigen, dass der L*a*b*-Farbort einer Standard-Farbe im Proofing (z.B. aus der Pantone Coated Bibliothek) nur näherungsweise erreicht wird:
Proofsoftwares verschiedener Anbieter verwenden unterschiedliche technologische Ansätze für die
Farbsimulation von Tonwertabstufungen einer Sonderfarbe. Dies hat zur Folge, dass derartige Tonwertabstufungen auf verschiedenen Proofsystemen deutlich stärker voneinander abweichen können,
als die Volltöne einer Sonderfarbe. Darüber hinaus zeigen Tonwertverläufe realer Druckfarben auf Original-Substraten meist andere Farbigkeiten als die berechneten Farbabstufungen in einer Proofsoftware.
Lösungsansatz: Die Tonwertverläufe von Sonderfarben sollten idealerweise mit echten Druckfarben auf Original-Bedruckstoffen eingemessen werden, um sie dann auch im Proof simulieren zu können.
Überdrucken von Sonderfarben
Das Ergebnis des Übereinanderdruckens von Sonderfarben mit anderen Sonderfarben bzw. mit CMYK -Farben beim Proofing vorherzusagen, ist eine sehr große Herausforderung für die Anbieter von Proofsoftwares. Dies liegt unter anderem daran, dass es logistisch nicht möglich ist, sämtliche Kombinationen von Sonderfarben mit anderen Sonderfarben bzw. CMYK-Farben anzudrucken und einzumessen.
Übergabe aus Farbrezeptierung an die Proofsoftware
Der L*a*b*-Farbwert eines rezeptierten Farbtons lässt sich in branchenüblichen Softwares zur Farbrezeptierung meist direkt anzeigen. Alle marktüblichen Proofsoftwares erlauben das Anlegen eigener Sonderfarben mittels Eingabe des L*a*b*-Werts. Hierbei ist allerdings zu beachten, dass L*a*b*-Werte sich immer auf ein bestimmtes Referenzlicht beziehen, unter der eine Probe visuell begutachtet oder bei der Messung beleuchtet wird.
Für das Proofing ist die Lichtart D50 vorgeschrieben, während Lösungen zur Farbrezeptierung sowohl mit D65 wie auch mit D50 arbeiten können.
Fingerprints von Sonderfarben
Verschiedene Andrucksysteme in der Farbküche sind in der Lage, eine komplette Tonwertskala mit Original-Druckfarben auf Original-Substraten zu drucken. Dies kommt dem Fingerprint einer Sonderfarbe ziemlich nahe, wobei eine direkte Übernahme von Messwerten in die Proofsoftware nur begrenzt sinnvoll ist. Dies liegt im Wesentlichen daran, dass die Tonwertzunahmen auf diesen Geräten nicht unbedingt den Tonwertzunahmen im Fortdruck entsprechen.
Für ein optimales Proofergebnis müssen in den Messdaten mittels einer geeigneten Software die Tonwertzunahmen an eine Durchschnittskurve des Fortdrucks angepasst werden.
Darüber hinaus ist zu beachten, dass bei der Farbrezeptierung auf dem Andruck der Einsatz des Feldes mit der höchstmöglich übertragenen Farbmenge vermieden werden sollte. Bevor der Andruck aus der Farbküche für das Proofing vermessen wird, muss mit der Farbküche geklärt werden, welches Feld auf dem Andruck zur Optimierung und Kontrolle des Farbrezepts gedient hat.