Die neue Ausgabe von Flexo+Tief-Druck 1-2020 ist da!
Editorial 1-2020 – Kreisläufe schließen
von Ansgar Wessendorf,
Der Tiefkühlkost-Anbieter Frosta ersetzt seit Januar 2020 seine jährliche Produktion von 40 Millionen Plastikverpackungen schrittweise durch Papiertüten. Sämtliche Fertiggerichte werden dann statt in einer weißen Plastiktüte in einer braunen Papierverpackung verkauft.
Klares Bekenntnis zu Papier Der von Frosta entwickelte und patentierte Papierbeutel hat in der praktischen Anwendung gleich mehrere Nachteile: Er sollte nicht im Eiswürfelfach gelagert werden, da er nach einiger Zeit reißen kann. Auch sollte man Produkte nicht in der Papierverpackung auftauen, da diese durchweichen würde. Da ist man geneigt zu sagen, mit einer recyclingfähigen, flexiblen Kunststoffverpackung wäre das nicht passiert.
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Die neun Verpackungsdrucker, die an unserer Umfrage teilnahmen, stellten ihre nachhaltigen Verpackungsinnovationen vor, welche allesamt für die Kreislaufwirtschaft geeignet sind (siehe Seite 6-10). Wahrscheinlich hätte der eine oder andere eine bessere oder zumindest eine adäquate Lösung für Frosta parat gehabt. Mit seinem klaren Bekenntnis zum Papier verfolgt aber nicht nur Frosta einen aktuellen Trend, Kunststoffe in Verpackungen durch Papier und Glas zu ersetzen. Gleichzeitig legt der Tiefkühlkostanbieter mit seiner Strategie die Finger in die Wunde: Im Gegensatz zu Papier und Glas sind die Kreisläufe für das Recycling von Kunststoffen noch nicht geschlossen.
Herausforderung Recycling Das mechanische Recycling von Kunststoffen stößt zurzeit an seine Grenzen. Zum einen reichen quantitativ die Kapazitäten noch nicht aus, zum anderen eignen sich die Rezyklate qualitativ noch nicht für den Einsatz für den Lebensmittelbereich. Außerdem sind Verbundmaterialien in mechanischen Recyclingprozessen nur sehr schwer recycelbar. Das ist insofern bedauerlich, weil es die Verbunde sind, die den Materialeinsatz bei flexiblen Verpackungen deutlich reduzieren und dadurch nicht nur eingesetzte Rohstoffe, sondern auch CO2-Emissionen beim Transport einsparen.
Eine Alternative zum mechanischen Recycling könnte das chemische Recycling bieten. BASF, Borealis, Südpack und Zott haben im Rahmen des Projekts „ChemCycling“ einen Prototyp einer Mehrschicht-Folienverpackung für Lebensmittel vorgestellt, die aus 100 Prozent chemisch recyceltem Polyamid und Polyethylen besteht. Die Verbundverpackung bietet die benötigten Barriere-Eigenschaften und ist bei identischer Funktionalität im Vergleich zu anderen entsprechenden Verpackungen ökologisch deutlich vorteilhafter. Für die breite Anwendung des chemischen Recyclings sind allerdings noch offene Fragen zu lösen. Gelingt es den Unternehmen aus der gesamten Wertschöpfungskette die Kreisläufe zu schließen, dann wäre die flexible Kunststoff-Verpackung mit ihren einmaligen Vorteilen uneingeschränkt nutzbar.