Interview mit Nordmeccanica und Dow Packaging

Neue Kaschiertechnologie mit lösemittelfreien Klebstoffen

Auf der drupa 2016 gaben Nordmeccanica und Dow Packaging und Spezialkunststoffe die Einführung einer neuen Laminiertechnologie namens Symbiex bekannt, die eine schnell härtende Klebstofftechnologie von Dow mit der Duplex SL One Shot Kaschiermaschine von Nordmeccanica verbindet.

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Die Redaktion sprach mit Marco Re Fraschini, technischer Gruppenleiter für Service & Entwicklung bei Dow, und Giancarlo Caimmi, Vertriebsdirektor bei Nordmeccanica, über die neue Technologie und die Vorteile dieser Kooperation.

Auf der Drupa 2016 haben Sie eine neue Kaschiertechnologie mit lösemittelfreien Klebstoffen vorgestellt, die in Zusammen-arbeit zwischen Ihren zwei Unternehmen entwickelt wurde. Warum haben Sie sich bei diesem Projekt zur Kooperation und gemeinsamen Entwicklung entschlossen?

 

Giancarlo Caimmi: Als zwei führende Akteure in der Branche kennen wir die wesentlichen Bereiche, in denen Verbesserungen in der Kaschiertechnologie noch notwendig sind, um die lösemittelfreie Kaschierung weiter voranzubringen. Das Ergebnis dieser Zusammenarbeit ist eine gemeinsame technologische Entwicklung, bei der jedes Unternehmen seine spezifischen Kompetenzfelder mit einbrachte.

Marco Re Fraschini: Beim Kaschierprozess sprechen wir grundsätzlich von zwei Komponenten: der Chemie und der Hardware. Heute neigen Unternehmen dazu, in einem „Elfenbeinturm “ zu arbeiten und dann Innovationen auf den Markt zu bringen, bei denen es sich jedoch oft nur um den ersten Schritt einer Weiterentwicklung handelt. Um eine wirklich bahnbrechende Innovation einzuführen, müssen sie mit anderen Partnern der Wertschöpfungskette zusammenarbeiten. So ist Dow im Bereich der Kaschierklebstoffe zusammen mit Nordmeccanica, der Pionierarbeit im Maschinenbereich geleistet hat, wohl eine der größten Innovationen in der Verpackungskaschierung seit 50 Jahren gelungen.

 

Wie funktionierte die Kooperation genau?

Giancarlo Caimmi: Die ausgezeichnete Kooperation war stark darauf fokussiert, eine neue Lösung für unsere Kunden bereitzustellen, indem jeder sein Fachwissen für dieses Projekt einbrachte. Das Ergebnis ist weder eine Erfindung von Nordmeccanica noch eine von Dow. Es handelt sich um eine gemeinsame Entwicklung, die innerhalb von nur 18 Monaten konzipiert, entwickelt und getestet wurde.

Marco Re Fraschini: Zu Beginn kamen wir zusammen, um Ideen, unser gemeinsames Wissen und die Bedürfnisse der Branche auszutauschen und unsere gegenseitigen Erwartungen besser zu verstehen. Wir haben genau festgelegt, was wir bis wann erreichen wollen. So ein großer Durchbruch findet jedoch nicht jeden Tag statt, daher standen wir natürlich vor technischen Herausforderungen, die wir aber aufgrund der engen Zusammenarbeit lösen konnten.

 

Das Ergebnis ist eine Kaschiermaschine, die lösungsmittelfreie Klebstoffe verwendet. Was sind die Vorteile der gezeigten Technologie im Vergleich zu herkömmlichen Verfahren?

Marco Re Fraschini: Es bestehen drei wesentliche Vorteile durch den kombinierten Einsatz von Symbiex und Duplex One Shot. Die Innovation besteht nicht allein in der Maschine oder in der Klebstofftechnologie, sondern in der exakten Abstimmung dieser beiden Komponenten.

Erstens: Durch unsere Technologie ist eine schnellere Markteinführung möglich. Mit diesem Kaschierprozess ist der Konverter in der Lage, schon nach 90 Minuten den Kaschierverbund zu schneiden und nach einem Tag ist der Klebstoff bei den meisten Verbundstrukturen soweit ausgehärtet, dass die Ware versand werden kann.

Zweitens: Die Kaschiertechnologie verringert die Verbrauchskosten und die Stillstandzeiten der Produktionslinie und verkürzt die Zeiten für das Ansetzen des Klebstoffes und dessen Aushärtung.

Drittens: Der Klebstoffauftrag bzw. die Kaschierung erfolgt bei sehr hohen Bahngeschwindigkeiten, es ist kein Mixer notwendig und die Topfzeiten spielen auch keine nennenswerte Rolle mehr. Letztendlich beschleunigt diese Innovation die gesamte Wertschöpfungskette der Verpackungsherstellung, was bei der Markteinführung neuer Produkte gleichermaßen dem Markenartikler, Verpacker und dem Einzelhändler zugutekommt.

Giancarlo Caimmi: Die Kaschiertechnologie nutzt zu 100% lösungsmittelfreie Klebstoffe und ermöglicht eine energie- und umweltfreundliche Kaschierung. Unser Ziel bestand darin, den traditionellen Laminierungsprozess an die rasanten Marktveränderungen in der Verpackungsbranche anzupassen.

Die Symbiex-Technologie trägt dieser Entwicklung Rechnung, indem der Kaschierkleber schneller härtet und gute Haftungseigenschaften aufweist. So kann die Klebequalität eines kaschierten Materialverbundes unmittelbar geprüft werden.

Bei Standardklebern ist das normalerweise erst nach 4-5 Stunden möglich. Mit unserer neuen Technologie kann bereits nach 30 Minuten eine Qualitätsprüfung durchgeführt werden, was die Makulaturquote wesentlich reduziert und Kosten einspart.

 

Warum wurde die Dow Symbiex-Technologie in die Duplex SL One Shot-Kaschiermaschine von Nordmeccanica integriert?

Marco Re Fraschini: Die Kaschier- und Maschinentechnologie Symbiex wurde gemeinsam entwickelt, um die Limitationen herkömmlicher lösungsmittelfreier Kaschiertechnologie anzugehen. Sie können über die beste Klebstofftechnologie verfügen, aber ohne die richtige Kaschiermaschine ist diese nichts wert.

Giancarlo Caimmi: Wir möchten unseren Kunden eine schnellere und effizientere Kaschiertechnologie bieten. Daher mussten wir zwei Fragen beantworten: Wie kann der Nutzungsgrad einer Kaschiermaschine verbessert werden?

Und wie können Klebstoff und Auftragssystem sowie der Kaschiervorgang optimal aufeinander abgestimmt werden? Im Laufe der 18 Monate wurden Klebstoffchemie und Komponenten der Maschine modifiziert und aufeinander abgestimmt.

 

Welche Substrate können kaschiert werden?

Marco Re Fraschini: Wir haben die am häufigsten verwendeten Materialien getestet: Polyester (PET), Polypropylen (PP), weitere gängige Foliensubstrate sowie metallisierte und bedruckte Materialien – sie alle können mit der Symbiex-Technologie kaschiert werden. Aktuell decken wir mit diesem Verfahren vor allem das allgemeine und mittlere Qualitätsspektrum ab, aber auch für spezifische Anwendungen wurde die Technologie bereits eingesetzt.

So wurden schon flexible Verpackungen mit diesem Verfahren kaschiert, die für die Heißabfüllung eingesetzt werden.

 

Gibt es bezüglich des Folienmaterials Einschränkungen? Kann die Kaschiertechnologie für Materialien genutzt werden, die in unterschiedlichen Druckverfahren bedruckt wurden?

Marco Re Fraschini: Wir haben Tests mit Standard-Materialien durchgeführt, die im Offset-, Flexo- und Tiefdruck gedruckt wurden. Digital bedruckte Materialien haben wir noch nicht getestet, werden dies aber in Kürze tun.

Giancarlo Caimmi: Die Mehrheit der digital bedruckten Substrate, die kaschiert werden, wird für allgemeine Verpackungsanwendungen eingesetzt, die von Nordmeccanica durch die lösungsmittelfreie Zwei-Komponenten-Kaschierung abgedeckt werden.

Zudem können Materialien, die mit wasserbasierten Flexodruckfarben bedruckt wurden, hier ein interessantes Anwendungsfeld sein. Doch der Digitaldruck ist für die flexible Verpackungsindustrie zurzeit noch von sehr geringer Bedeutung.

 

Was muss beim Auftrag des Kaschierklebers beachtet werden?

Marco Re Fraschini: Die Symbiex-Klebertechnologie arbeitet mit zwei Komponenten, die unabhängig voneinander auf die zwei Substratbahnen aufgetragen werden können. Der Konverter kann in Abhängigkeit zu den Anforderungen des kaschierten Produkts das richtige Kombinationsverhältnis dieser beiden Komponenten genau bestimmen. Das verschafft dem Konverter mehr Flexibilität, insbesondere bei den zu kaschierenden Druckmaterialien.

Giancarlo Caimmi: Trotz der Besonderheiten dieser Kaschiertechnologie entspricht das Auftragsgewicht mit 1-3 g/ m² dem der traditionellen lösungsmittelfreien Kaschierung.

 

Was sind Ihre nächsten Pläne?

Giancarlo Caimmi: Wir erwarten in den kommenden Jahren im Rahmen der vor 18 Monaten unterzeichneten Kooperationsvereinbarung zwischen Nordmeccanica und Dow weitere Entwicklungsschritte. Auf der Drupa haben wir die Zusammenarbeit offiziell bekanntgegeben, wussten jedoch nicht, wie die Branche darauf reagieren würde. Wird sie gegenüber der neuen Technologie offen sein oder zurückhaltend reagieren? Alles, was ich heute sagen kann, ist, dass wir über das Feedback sehr erfreut sind.

Marco Re Fraschini: Das ist richtig. Auf der Drupa erhielten wir eine großartige Resonanz von unseren Kunden und aus der Verpackungsbranche.

 

Vielen Dank für das Interview!